Junge Frau vor Plakat „Synode 2021 2023“ mit Papstbild
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Religion

Synoden-Prozess: Das fordern die SteirerInnen

Die Diözese Graz-Seckau hat die Steirerinnen und Steirer befragt, wo sie die Aufgabe der Kirche sehen; abgefragt wurden aber auch umstrittene Themen wie etwa die Rolle der Frau. Die Ergebnisse sollen nun in den synodalen Prozess der Weltkirche einfließen.

An der Befragung, die in den vergangenen Monaten erfolgte, nahmen laut Diözese Graz-Seckau 1.532 Menschen per Online-Fragebogen, 235 Personen in 21 Gruppenbefragungen sowie 22 Personen in vertiefenden Interviews teil; ein Drittel davon war ohne Kirchenbindung. Befragt wurden auch Kirchenkritische, aus der Kirche Ausgetretene, Jugendliche und junge Erwachsene, Menschen in sozial schwieriger Situation, Elternteile mit Jungfamilien sowie Personen mit Migrationshintergrund.

Ausgrenzung als „brisantes Thema“

Acht Themen wurden schwerpunktmäßig abgefragt – dazu gehörte etwa die Aufgabe der Kirche, die Formen der Beteiligung, aber auch die Ausgrenzung mancher Gruppen, die Rolle der Frauen und die Rolle der Priester.

Vor allem die Ausgrenzung durch die Kirche erwies sich dabei laut Diözese als höchst brisantes Thema: Ungefähr die Hälfte der Befragten nannte in diesem Zusammenhang „queere“ Personen sowie Frauen, die von der Kirche außen vorgelassen würden; mehrmals in dieser Hinsicht wurden außerdem Kinder, Jugendliche und junge Menschen sowie Wiederverheiratete genannt.

Gesellschaftliche Themen „nicht zeitgemäß“

Auch die Positionierung der Kirche bei gesellschaftlichen Themen wie etwa der Abtreibung oder dem assistierten Suizid wird entweder völlig vermisst, sehr kritisch gesehen oder als „nicht zeitgemäß“ betrachtet, weil man etwa „zu sehr an der Bibel klebt“ oder sich im engen, kirchennahen Kreis bewege und nicht wisse, was die „normalen Menschen“ im Alltag brauchen. Der steirische Bischof Wilhelm Krautwaschl meint dazu: „Hier braucht es weitere Gespräche, um nicht aneinander vorbei zu reden.“

Synoden-Prozess: Das fordern die SteirerInnen

Die Diözese Graz-Seckau hat die Steirerinnen und Steirer befragt, wo sie die Aufgabe der Kirche sehen; abgefragt wurden aber auch umstrittene Themen wie etwa die Rolle der Frau. Die Ergebnisse sollen nun in den synodalen Prozess der Weltkirche einfließen.

Auch in Hinblick auf junge Menschen habe die Kirche laut Umfrage noch „kein Rezept" – das betreffe etwa die Gestaltung der Gottesdienste, aber auch die Stellung der Frau. So zitiert die Diözese die Stellungnahme eines Befragten wie folgt: „Ohne Wertschätzung und Bevollmächtigung der Frauen wird die Kirche aussterben.“ Gleichzeitig sei sichtbar geworden, dass die Möglichkeiten für Frauen, in der Kirche führend mitzuarbeiten, bis auf das Weihamt schon jetzt groß seien, so die Diözese.

Mäßiges Zeugnis in puncto „Offenheit“

Bei der Offenheit für Anliegen, Fragen und Probleme der Menschen bekommt die Kirche mit 4,3 von zehn Punkten nur ein mäßiges Zeugnis. Darauf bezieht sich der Wunsch nach mehr Beteiligung – etwa durch Versammlungen, persönliche Kontakte sowie Formen der Bürgerbeteiligung und Online-Umfragen; letzteres wird von fast 50 Prozent der jüngeren Teilnehmenden bis 35 Jahre gewünscht.

Lob gab es für die Arbeit der Caritas und für die kirchlichen Bildungseinrichtungen. Hilfreich für Pfarrer wurden die neuen Strukturen in den Seelsorgeräumen mit geteilter Verantwortung genannt.

Ergebnisse fließen in Bischofssynode 2023 ein

Zusätzlich zur Befragung der Bevölkerung sei es auch zu einem Austausch mit der Partnerdiözese Bom Jesus da Lapa in Brasilien gekommen, erklärt Stefanie Schwarzl-Ranz vom diözesanen Synodenteam: „Zudem gab es eine Sekundärerhebung aus weiteren Daten – aus dem Zukunftsbild der Diözese, aus Konzepten zur Kirchenentwicklung, aus Pastoralplänen oder Befragungen von Ausgetretenen.“

Die Ergebnisse werden in einem nächsten Schritt im Priester- und Diözesanrat diskutiert – das diözesane Ergebnis wird dann bei der Bischofskonferenz im Sommer 2022 mit jenen der anderen Diözesen zusammengeführt und zuletzt bei der Bischofssynode im Oktober 2023 im Vatikan beraten. Österreich wird dort durch Erzbischof Franz Lackner als Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz vertreten sein.

Krautwaschl will „Ergebnisse nicht glätten“

„Wir wurden vom Synodensekretariat des Vatikans gebeten, unsere Ergebnisse nicht zu glätten, sondern die Meinungen des Volkes Gottes weiterzugeben“, verspricht Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl dabei maximale Transparenz. Zusätzlich wollen die österreichischen Bischöfe brennende Fragen beim nächsten Ad-limina-Besuch im Vatikan ansprechen.