KIT – Kriseninterventionsteam
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Chronik

KIT Steiermark: So viele Einsätze wie noch nie

Das Kriseninterventionsteam Steiermark (KIT) zählte im Vorjahr so viele Einsätze wie noch nie. Zugenommen haben etwa die Einsätze nach Gewalttaten. Gefragt ist das KIT aber auch, wenn es um Sorgen rund um die Pandemie geht.

617 Mal standen im Vorjahr die psychosozialen Betreuerinnen des KIT Steiermark im Einsatz, um Menschen, die von Schicksalsschlägen, wie etwa dem Tod eines Angehörigen oder Freundes, betroffen waren, psychologisch zu unterstützen. In besonders starken Monaten wie im Juni, September und November waren es bis zu 70 Einsätze, so viele wie noch nie in der fast 25-Jährigen Geschichte des KIT Steiermark.

Anstieg an Gewalttaten spürbar

In diesen Monaten habe es sehr komplexe Betreuungslagen nach Verkehrs-, Freizeit-, und Arbeitsunfällen sowie nach Kindernotfällen gegeben – letztere seien auch für die Helfer immer wieder eine starke psychische Belastung, bestätigt KIT-Leiter Edwin Benko: „Es hat einige Kinderunfälle gegeben, wo man schon selbst auch gut drauf schauen muss, wie kann man das aus dem Kopf wieder herausbringt.“ Spürbar mehr geworden seien aber vor allem Einsätze nach Gewalttaten: „Einsätze nach Gewalttaten waren für uns eine Herausforderung, weil die Zahlen wirklich gestiegen sind.“

Die psychosoziale KIT-Hotline ist an sieben Tagen der Woche (auch an Feiertagen) von 9.00 bis 21.00 Uhr unter der Telefonnummer 0800 500154 erreichbar.

14.200 Anrufe bei neuer Hotline

Zusätzlich zu den KIT-Akuteinsätzen bietet das Kriseninterventionsteam seit März 2020 auch die Psychosoziale Hotline an, seither wurden über 14.200 Telefonate geführt, die meisten davon hatten direkt oder indirekt mit der Pandemie zu tun, so Benko: „Wir haben einen Tag vor dem ersten Lockdown diese Hotline ins Leben gerufen, weil uns klar war, dass da viele Unsicherheiten, Ängste und Sorgen auftauchen werden. Es hat sich im Laufe der zwei Jahre aber verändert – zuerst waren es Ängste, wie soll das weitergehen; Sorgen um die Zukunft und die Frage, ob wir jemals wieder rauskommen; und dann ist es gekippt in Richtung Beschimpfungen – Coronaleugner, Impfgegner.“ Ziel sei es auch in diesen Fällen laut Benko, die Menschen, so lange es nötig ist, zu begleiten und gegebenenfalls ausgleichend zu wirken.

Aus derzeitiger Sicht ist die Hotline allerdings keine langfristig geplante Einrichtung, bis zum Sommer will Benko daher mit der Politik über eine mögliche Verlängerung verhandeln: „Ich wünsche mir, dass das bleibt.“

400 ehrenamtliche HelferInnen im Einsatz

Die Zahl der ehrenamtlichen Mitarbeiter sei im vergangenen Jahr stabil geblieben, wenngleich die Covid-Sicherheitsbestimmungen bei den Einsätzen eine große Herausforderung gewesen seien: „Man kann sich vorstellen bei den Betroffenen – da gibt es Tränen, da gibt es Verzweiflung, das war immer schwierig und ich war dankbar, dass wir Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen haben, die mit dem Restrisiko sozusagen in den Einsatz gegangen sind. Was wir schon gemacht haben, dass wir ab einer gewissen Altersgrenze die Leute nicht mehr in den Einsatz gehen haben lassen – die haben wir unter anderem bei der Hotline eingesetzt.“

KIT auf der Suche nach Hilfskräften

Aktuell zählt das KIT 400 Helfer im Akuteinsatz sowie 50 Mitarbeiter, die für die Hotline zuständig sind. Angesichts der steigenden Einsatzzahlen ist man aber immer wieder auf der Suche nach Nachwuchs, sagt der KIT-Leiter: „Natürlich suchen wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Mindestens 25 Jahre alt muss man sein, man braucht einen Beruf, der in die psychosoziale Ecke gehört, wie Psychologen, Therapeuten, Ärzte, Sozialarbeiter, Lehrer, Krankenschwestern oder sehr erfahrene Einsatzkräfte und die machen dann gemeinsam eine Ausbildung.“ Die Ausbildungskurse finden zweimal im Jahr statt.