Menschen an Supermarktkasse
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Wirtschaft

Teuerungswelle führt zu sozialen Spannungen

Die Lebenshaltungskosten steigen – und vor allem für Menschen mit geringem Einkommen erhöht sich der Druck. Die Grazer Soziologin Sabine Haring-Mosbacher rät der Politik im Umgang mit der Bevölkerung vor allem zu Ehrlichkeit und Offenheit.

Die Einschnitte im Alltag werden immer deutlicher spürbar. Die Regierung hat ein erstes Entlastungspaket auf den Weg geschickt, weitere sollen folgen; die Sozialpartner stellen jedenfalls umfangreiche Forderungen – mehr dazu in Teuerung: Umfangreiches Forderungspaket der Sozialpartner (news.ORF.at).

Keine schnellen Lösungen, keine Versprechungen

CoV-Krise, Klima-Krise, Ukraine-Krise, Teuerungs-Krise: Die Liste an Problemen, mit denen die Weltbevölkerung derzeit zu kämpfen hat, scheint immer länger zu werden. Eine rasche Lösung werde es aber für keines der Themen geben, sagt die Grazer Soziologin Sabine Haring-Mosbacher. Sie rät deshalb den politischen Verantwortungsträgern, „nicht zu große Erwartungen zu wecken. Gerade die sogenannte Corona-Krise hat gezeigt, dass wenn zu große Erwartungen im Hinblick auf Krisenmanagement und Problemlösungen geweckt und diese dann enttäuscht werden, die Menschen oftmals mit Wut, Enttäuschung oder auch Resignation darauf reagieren“.

Mittelschicht verliert

Generell sollten Politiker mutiger sein und den Menschen auch sagen, wenn es für komplizierte Themen keine einfachen, raschen Lösungen gibt – und zwar ohne dabei auf die nächste Wahl zu schielen, so die Soziologin.

Der Staat solle etwa bei der Teuerungswelle seine Verantwortung sozial Benachteiligten gegenüber wahrnehmen und so soziale Ungleichheiten abfedern, sagt Haring-Mosbacher: „Dabei darf aber nicht vergessen werden, dass insbesondere die sogenannte Mittelschicht bei starker Inflation zu den großen Verlierern zählt.“

Jeder kann Kleinigkeiten beitragen

Die Soziologin wies aber auch auf die Verantwortung jedes Einzelnen hin: Jeder könne nach Möglichkeit seinen Teil beitragen, indem etwa das eigene Konsumverhalten überdacht oder die Heizung leicht gedrosselt wird.

Dass das Verhalten in Krisenzeiten von Einkommen und Bildung abhängt, zeigt auch eine neue Studie des Grazer Instituts für Soziologie: Je höher der Verdienst und die Bildung seien, desto eher würden Abstriche beim Lebensstandard, höhere Preise und auch Steuern hingenommen, heißt es in der Studie.