Die Vorarbeiten für das Gemeinschaftsprojekt von Verbund und Energie Steiermark laufen bereits seit November: Am Baugelände an der Mur nördlich von Graz-Andritz und südlich von Gratkorn wurde auf einer Länge von rund 200 Metern ein künstlicher Seitenarm gebaggert – in diesen wird die Mur nun umgeleitet, damit im eigentlichen Flussbett die Baugrube für das neue Kraftwerk gegraben werden kann.
„Doppelte Rendite“
Für Verbund-Chef Michael Strugl kommt die Realisierung des neuen Wasserkraftwerks an der Mur gerade zum richtigen Zeitpunkt: „Es macht uns noch einmal viel klarer, wie wichtig es ist, dass wir noch unabhängiger werden von Energieimporten aus dem Ausland, noch dazu fossilen Energieimporten, und daher ist eine Investition wie hier eine doppelte Rendite.“
Verbund und Energie Steiermark investieren gemeinsam rund 80 Millionen Euro in das neue Kraftwerk, von der Größenordnung her ist es um rund ein Drittel kleiner als das zuletzt gebaute Murkraftwerk in Graz-Puntigam. Doch man müsse die Gesamtzahlen sehen, sagt Energie-Steiermark-Vorstand Christian Purrer: „Wir haben in Kalsdorf eines gebaut, in Gössendorf, in Graz, jetzt kommt Gratkorn dazu, das sind vier Kraftwerke, fast 300 GWh, das sind schon einmal 30 bis 40 Prozent des gesamten Bedarfs in der Stadt Graz.“
Strom für 15.000 Haushalte
Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) betonte am Freitag – auch in seiner Funktion als Eigentümervertreter der Steiermark – ebenfalls die Wichtigkeit, mit eigener Energieerzeugung unabhängiger zu werden: „Damit retten wir nicht die ganze Energiewelt, aber diese Kraftwerk wird ab 2024 15.000 Haushalte versorgen.“
Aktuelle Medienberichte, wonach Teile des Energie-Steiermark-Aufsichtsrats angesichts der jetzigen Probleme am Energiesektor eine Verlängerung des jetzigen Vorstands fordern, wollte Schützenhöfer am Freitag nicht kommentieren – es werde Gespräche geben.
Keine Proteste erwartet
Große Proteste und Baustellenbesetzungen wie beim Bau des Murkraftwerks in Graz-Puntigam erwartet man diesmal nicht. Es werde auch ein breites Bündel an ökologischen Begleitmaßnahmen geben, auch eine neue Brücke über die Mur für Radfahrer und Freizeitsportler werde errichtet.