Eier und Eierkarton
ORF/Petra Haas
ORF/Petra Haas
Landwirtschaft

Eierbauern wollen autark werden

Rund 236 Eier werden in Österreich pro Jahr pro Kopf gegessen. Die Versorgung für das heurige Osterfest ist gesichert, die heimischen Legehennenbauern befürchten aber Probleme in der Zukunft – und wollen deshalb neue Wege gehen.

„Die Frage lautet: Was ist nach Ostern?“, so die Vizepräsidentin der steirischen Landwirtschaftskammer, Maria Pein, bei einer Pressekonferenz am Freitag. Die Kapriolen am Weltmarkt für Rohstoffe sowie die steigenden Energiepreise machen auch den Legehennenhaltern Probleme. Zwar sei der Eierpreis nun um drei Cent gestiegen, nötig wären aber fünf Cent, „aus Solidarität für die Betriebe“.

„In der Krise ist eine Chance“

Bernhard Monschein, Obmann der Legehennenhalterinnen und -halter in der Steiermark, will die steirischen Bauern unabhängiger von zugekauftem Strom und Soja sehen: „Das wurde in den letzten Jahren sicher versäumt und vernachlässigt“, der Markt habe doch alle Rohstoffe zu günstigen Preisen von wo auch immer geboten.

„In der Krise ist eine Chance“, sind er und Pein sich einig. Angesichts der Kostenexplosion etwa beim Futter denken manche Hennenhalter darüber nach, gar keine Hühner mehr einzustellen – eine Eigenversorgung könnte damit gefährdet werden. Monschein selbst hat sogar schon mit dem Gedanken gespielt, obwohl er seit 2016 mit gutem Beispiel vorangeht und eine eigene Soja-Aufbereitungsanlage errichtet hat. Mit dieser können rund 5.000 Tonnen Sojabohnen seiner etwa 100 Partnerbetriebe, die alle im Umkreis von 50 Kilometer liegen, mit Sonnenstrom erhitzt und somit „getoastet“ werden – nur so kann Soja von den Hennen, wie auch vom Menschen, verdaut werden. Den Sojaschrot verwendet er selbst und verkauft ihn an lokale Landwirte.

Eierbauern wollen autark werden

Rund 236 Eier werden in Österreich pro Jahr pro Kopf gegessen. Die Versorgung für das heurige Osterfest ist gesichert, die heimischen Legehennenbauern befürchten aber Probleme in der Zukunft – und wollen deshalb neue Wege gehen.

Rein rechnerisch könnten mit dem steirischen Sojaanbau die Legehennen in der Grünen Mark versorgt werden; von der völligen Unabhängigkeit von Soja-Importen – vorwiegend aus Südamerika – sei man aber in Österreich weit weg, so Monschein: Besonders in der Schweinezucht wird viel davon benötigt. Die Ackerflächen würden dafür gar nicht reichen, weil wenn man nur noch Soja anbaut, muss dafür ja Weizen und anderes Getreide zugekauft werden. Er ist aber überzeugt, dass Anlagen wie seine in Fehring oder auch kleinere in einzelnen Betrieben viel Sinn machen würden: „Ist Soja nämlich einmal zur Aufbereitung nach Italien verkauft, sind die Bohnen weg.“

Strom und Schatten zugleich

Eierproduzent Hans-Peter Schlegl hat seinen Betrieb in Haselsdorf in Tobelbad bei Graz und auch er setzt auf Innovation: Er will seine Hühnerweide einer Doppelnutzung zuführen. Auf bis zu zwei Hektar Wiese will er bis Ende 2023 Photovoltaik-Module errichten – diese sollen nicht nur Strom liefern, sondern den Hennen auch Schatten spenden. Schon jetzt erzeugt er mit einer 75 Quadratmeter großen Photovoltaik-Anlage am Dach zwei Drittel des Stroms, den er benötigt; mit den neuen Modulen wird er komplett autark, und er kann auch noch über 600 Haushalte mit Energie beliefern.

90 Prozent des Bedarfs werden gedeckt

Aus den Daten der Landwirtschaftskammer Steiermark geht hervor, dass in Österreich mehr als 7,4 Mio. Legehennen gehalten werden, davon fast 2,6 Mio. oder umgerechnet knapp 35 Prozent in der Steiermark. Fast 13 Prozent aller österreichischen Legehennen tragen das Bio-Zertifikat. Gut 28 Prozent leben auf Freilandflächen und mehr als 58 Prozent in Bodenhaltung. 90 Prozent des österreichischen Eierbedarfs können im Inland gedeckt werden. Die Steiermark könnte sich mit 241 Prozent versorgen. Pro Kopf werden in Österreich etwa 236 Eier pro Jahr verzehrt, viele davon schon verarbeitet in diversen Produkten. Eine Henne legt pro Jahr durchschnittlich 275 Stück verkaufsfähige Eier.