Wirtschaft

Teuerung sorgt für mehr Privatkonkurse

Die aktuelle Teuerungswelle trifft auch all jene, die aufgrund eines Privatkonkurses mit einem absoluten Minimum zum Leben auskommen müssen: Die Zahl der Steirer, die heuer einen Privatkonkurs beantragt haben, stieg laut Schuldnerberatung stark an.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Im vergangenen Jahr wurden von der steirischen Schuldnerberatung rund 600 Fälle von Privatkonkursen betreut – in den ersten fünf Monaten des heurigen Jahres wurde bereits 322 Personen geholfen, ihre Schulden für einen Privatkonkurs zu regulieren.

Privatkonkurse werden jetzt nachgeholt

Grund für die steigenden Zahlen ist ein Nachhol-Effekt aus den vergangenen zwei Pandemie-Jahren, sagt Julia Strablegg-Muchitsch von der steirischen Schuldnerberatung, wegen Kurzarbeit und gar Jobverlust sei bei vielen ein Konkurs nicht möglich gewesen: „Eine Schuldenregelung setzt voraus, dass man eine stabile Einkommensprognose hat, und das hat sich jetzt wieder geändert, und deshalb ist für einige Menschen eine Schuldenregelung jetzt möglich.“

Den Betroffenen bleibt nach einer Schuldenregulierung fast nichts mehr zu leben übrig – durch die steigenden Preise verschärft sich ihre Lage nun aber enorm, sagt Strablegg-Muchitsch: „Dann bleiben mir vielleicht 200, 300, 400 Euro für alle unregelmäßigen Ausgaben über – für Lebensmittel, Hygieneartikel, für alles andere, was ich brauche – dann trifft es mich stark, wenn diese Dinge teurer werden. Wenn ich dann noch eine neue Stromvorschreibung bekomme, wo ich 50, 100 Euro mehr bezahlen muss, bedeutet das, dass ich überlegen muss: Kann ich meinen Strom bezahlen, oder habe ich genug zu essen für mich und meine Kinder?“

Sozialleistungen anheben

Den einzigen Ausweg sieht die Schuldnerberaterin in der Anpassung der staatlichen Unterstützungen: „Die Schuldnerberatungen fordern eine Anhebung des Existenzminimums zumindest um die Teuerung und auch eine Anhebung des Arbeitslosengeldes.“ Auch andere Sozialleistungen wie etwa der Familienbonus müssten aus Sicht der Schuldnerberater sozial gerechter gestaltet werden, um jenen zu helfen, die durch die Teuerung um ihre Existenz fürchten müssen.

Die Regierung dürfte sich indessen in den nächsten Tagen auf ein neues Paket gegen die Teuerung einigen. Jedoch wird es erst im Herbst kommen, wie Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) am Dienstag sagte. Als Grund nannte er die nötigen parlamentarischen Vorlaufzeiten. Enthalten wird es seinen Angaben zufolge sowohl kurzfristige als auch strukturelle Maßnahmen – mehr dazu in Rauch kündigt Paket für Herbst an (news.ORF.at).