Hirn-OP mit Roboterhilfe
LKH-Univ. Klinik Graz/Marija Kanizaj
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Gesundheit

Erste Hirn-Biopsie mit Roboterhilfe in Graz

Im LKH Graz ist im Zuge einer Hirn-Biopsie den Ärzten erstmals ein Roboter zur Hand gegangen. Nach der gelungenen Premiere soll der Roboter nun auch für andere Eingriffe im neurochirurgischen Bereich fit gemacht werden.

Rund 350 Hirntumore werden jedes Jahr am LKH Graz operiert, in etwa 50 Fällen handelt es sich um Biopsien, also Entnahmen von auffälligem Hirngewebe – und hier gelang vor kurzem eine Premiere in der Steiermark, informierte nun das Universitätsklinikum.

Roboter steuert gezielt verändertes Gewebe an

Im Rahmen einer Hirnbiopsie kam demnach erstmals der „Autoguide“ zum Einsatz: Dieser Roboter unterstützt die Neurochirurgen dabei, auffällig verändertes Hirngewebe präzise und millimetergenau anzusteuern, um eine Probe davon entnehmen zu können.

Der erste Eingriff mit Roboterunterstützung erfolgte bei einem älteren Patienten, dem bereits vor einigen Jahren ein Hirntumor entfernt werden musste: "Nun war bei den Verlaufskontrollen erneut eine Veränderung tief im Gehirn aufgetreten. Wir haben daher im neuroonkologischen Tumorboard beschlossen, eine Probe davon zu entnehmen, um zu wissen, ob der Tumor tatsächlich zurückgekehrt ist“, beschreibt Stefan Wolfsberger, der seit März Vorstand der Neurochirurgie ist, den Grund für die Biopsie.

Hirn-OP mit Roboterhilfe
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Millimetergenau und ohne Zittern

Besonders herausfordernd sei gewesen, dass die betroffene Stelle nur knapp einen Zentimeter groß war, so der Neurochirurg weiter. Mithilfe des Roboters konnte der anvisierte Punkt vor der OP aber millimetergenau bestimmt und während des Eingriffs im wahrsten Sinne des Wortes ins Fadenkreuz genommen werden, ehe mithilfe einer Nadel dann die Probe entnommen wird – ganz ohne Zitterbewegungen, was laut LKH Graz freihändig nahezu unmöglich sei. Der Chirurg selbst hat aber zusätzlich die Möglichkeit, mit einem Joystick die Position noch nachzujustieren.

Roboter verkürzt Eingriffszeit

Ein weiterer großer Vorteil des Roboters ist, dass die Biopsie über ein nur drei Millimeter kleines Bohrloch erfolgen kann. „Für die vielfach gängige Freihandentnahme der Gewebeprobe – der sogenannten offenen Biopsie – muss der Schädel hingegen über einen knöchernen Deckel von etwa zwei Zentimetern Durchmesser geöffnet werden“, erklärt der Klinikvorstand. Und da das Setzen eines kleinen Bohrlochs ungleich schneller vonstattengeht als die Öffnung der Schädeldecke, verkürzt sich auch die Eingriffszeit von etwa eineinhalb Stunden auf unter 15 Minuten.

Hirn-OP mit Roboterhilfe
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Bei der anschließenden Untersuchung des Gewebes stellt sich dann heraus, ob und um welchen Tumor es sich handelt. Im konkreten Anlassfall konnte Entwarnung gegeben werden, so der Klinikvorstand: Das auffällige Gewebe entpuppte sich „als unproblematische Veränderung, die durch die Strahlentherapie entstanden war. Er (Anm. der Patient) braucht daher keine weitere Therapie, sondern muss lediglich regelmäßig zur Kontrolle kommen.“

Roboter soll weiterentwickelt werden

Im Rahmen von klinischen und wissenschaftlichen Studien soll der Roboter an der Grazer Neurochirurgie nun weiterentwickelt und fit für weitere Eingriffe gemacht werden – als konkretes Beispiel dafür nennt Wolfsberger die Punktion einer Hirnkammer, um den Fluss des Hirnwassers wiederherstellen zu können. Wann ein derartiger Eingriff an der Grazer Neurochirurgie möglich sein wird, könne derzeit noch nicht gesagt werden, heißt es. Bei Hirnbiopsien sei der Roboter aber ab sofort fixes Mitglied des OP-Teams, heißt es seitens des LKH Graz.