Um von Gaslieferungen aus Russland weniger stark abhängig zu sein, hat Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) in der „ZiB 2 am Sonntag“ angekündigt, das Kohlekraftwerk Mellach wieder aktivieren zu wollen. Das Fernheizwerk wurde 2020 als letztes Kohlekraftwerk Österreichs stillgelegt – mehr dazu in Aus für Österreichs letztes Kohlekraftwerk (17.4.2020)
Infrastrukturministerin Gewessler (Grüne) zur Gasversorgung
Infrastrukturministerin Leonore Gewessler (Grüne) spricht zur Lage der Gasversorgung in Österreich. Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) hat für Sonntag das kleine Krisenkabinett einberufen, nachdem der russische Energiekonzern Gasprom etwa um die Hälfte weniger Gas nach Österreich geliefert hat als üblich.
Anlage könnte bis Winter startklar sein
Von Mellach aus können mit Kohle beheizt rund 260.000 Haushalte mit Strom versorgt werden. Förderbagger und Schubraupe sind noch vorhanden – sie sollten noch funktionieren, müssen vor einer Wiederaufnahme des Kraftwerkes aber technisch überprüft werden, sagt Werksgruppenleiter Christof Kurzmann-Friedl vom Verbund: „Die Bekohlung muss wieder instandgesetzt werden. Es sind grundsätzlich alle Anlagenteile verfügbar. Das wird zwar eine Arbeit sein, aber ich vermute, dass wir in wenigen Monaten soweit sein können.“
Personal muss gefunden werden
Das Kraftwerk ist nahezu vollständig, es wurden nur wenige Teile ausgebaut. Diese Teile sind alle noch verfügbar, müssen aber reaktiviert und montiert werden, so Kurzmann-Friedl. Ein wesentliches Problem könnte das Personal darstellen: „Wir bemühen uns sehr, den Know-how-Transfer wieder anzustarten, unser altes Personal wieder zu aktivieren und das Know-how dort abzuholen. Wir beginnen kurzfristig mit diesen Einschulungen und haben hier sicher alle Hände voll zu tun."
Mellach: Kraftwerk wird reaktiviert
Die Bundesregierung überlegt, das stillgelegte Fernheizwerk Mellach wieder zu aktivieren. Laut Betreiber Verbund sei das bis zum Winter möglich – davor müssen aber Bauteile wieder montiert, Personal gesucht und Steinkohle eingekauft werden.
Auf die Frage, ob ein Start bis zum Winter realistisch sei, meint der Werksgruppenleiter: „Ich glaube, dass es knapp wird. Aber es könnte sich ausgehen.“ Eine große Herausforderung wird auch das Füllen des Steinkohleplatzes. Bis 2020 wurde Steinkohle aus Polen verfeuert – Kohle mit dem richtigen Brennwert könne aber weltweit zugekauft werden, heißt es vom Verbund.
Regierungspläne sorgen für Unbehagen
Falls im Winter wieder Kohlerauch aus dem 185 Meter hohen Rauchfang aufsteigen sollte, könnten die meisten Anrainer, die bei einem Lokalaugenschein des ORF Steiermark befragt wurden, damit leben. Bei Umweltschutzorganisationen und der SPÖ sorgen die Pläne dagegen für Unbehagen: Die SPÖ spricht von einem „Verzweiflungsakt“ von Umweltministerin Gewessler, für Greenpeace ist eine Reaktivierung von Kohle „inakzeptabel“ – mehr dazu in Regierungspläne sorgen für Unbehagen (news.ORF.at).