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Chronik

Kein Personal: Bettensperren und OP-Verschiebungen

Der Personalmangel in den steirischen Krankenhäusern wird immer akuter: Viele Betten sind gesperrt, Operationen werden immer öfter verschoben, und durch die Urlaubszeit und die nächste CoV-Welle dürfte sich die Situation weiter verschärfen.

In den vergangenen zwei Wochen gingen vermehrt Beschwerden und Anfragen bei der Patienten- und Pflegeombudsstelle des Landes ein, sagt deren Leiterin Michaela Wlattnig, „weil sie gar keine Termine bekommen für Untersuchungen und Operationen, keine Termine mehr vergeben werden. Zum anderen merken wir, dass es anscheinend auch bei Tumor-PatientInnen eine längere Wartezeit auf Behandlungen und Operationen gibt“.

Urlaubszeit dürfte Lage verschärfen

Der Betriebsrat der KAGes, Michael Tripold, bestätigt, dass die Situation mehr als angespannt sei: Es würden 250 Vollzeitstellen fehlen, das habe zur Folge, dass etwa 120 Betten gesperrt werden und teilweise auch Patienten auf andere Stationen oder in andere Häuser verlegt werden müssen. Dabei stehe die Urlaubszeit noch bevor: „Den Kolleginnen und Kollegen muss der Urlaub ermöglicht werden, weil sie Erholungszeiten brauchen. Das wird dazu führen, dass natürlich die gesperrte Bettenanzahl im Sommer eher mehr sein werden als weniger.“ Laut Information der KAGes sind aktuell allein im LKH Graz 195 Betten gesperrt.

Coronawelle setzt an

Einen Tag nach Überschreiten der Marke von 20.000 Covid-Toten in Österreich geht das Covid-Prognosekonsortium davon aus, dass sich die steigenden CoV-Infektionsanzahlen schon bald in den Spitälern bemerkbar machen werden: In den kommenden zwei Wochen müsse mit einer Verdreifachung der Covid-19-Patientinnen und -Patienten im Normalpflegebereich gerechnet werden.

Das verschärft auch die Lage in den Spitälern, so Tripold: „Die Krankenstände werden steigen, und solche Engpässe werden natürlich nicht weniger werden – das wird vor allem im elektiven Bereichen zu Einschnitten führen müssen.“

Laut Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) sind derzeit trotzdem keine neuen CoV-Maßnahmen geplant – mehr dazu in Prognose: Deutlich mehr CoV-Kranke in Spitälern (news.ORF.at).

Keine Besserung in Sicht

Auch wenn man versuche, durch personelle Umschichtungen und Bonuszahlungen etwa fürs Einspringen flexibler auf Situationen zu reagieren, würde das zwar Verbesserungen bringen, so Michael Tripold, „aber nichtsdestotrotz wird eine erkleckliche Anzahl an Betten – ich gehe davon aus, in den nächsten Jahren durchgehend dreistellig im Klinikum – nicht belegt werden können. Das heißt längere Wartezeiten, das heißt unter Umständen in ein anderes Spital gebracht zu werden und dort behandelt zu werden – diese ‚kleinen‘ Einschränkungen werden die nächsten Jahre sicher so weitergehen.“

Es sei zwar eine Pflegereform in Sicht, aber bis sich diese auswirke, dauere es drei bis vier 4 Jahre, so Tripold – mehr dazu in Was der Pflegereform zum großen Wurf fehlt (news.ORF.at)