Josef Mock
ORF
ORF
Leute

44 Jahre Strafvollzug: Josef Mock im Portrait

Josef Mock war 44 Jahre lang im Strafvollzug tätig, die vergangenen acht Jahre als Leiter der Justizanstalt Graz-Karlau; jenem Hochsicherheitsgefängnis, in dem zahlreiche Schwerverbrecher ihre Haftstrafen verbüßen. Nun geht Josef Mock in Pension. Ein Portrait.

Ein Umbau verändert die Justizanstalt Graz-Karlau in diesen Tagen äußerlich sichtbar – innere Veränderungen standen für Josef Mock aber seit seinem Amtsantritt als Leiter der Karlau vor acht Jahren im Mittelpunkt: „Als ich ins Haus gekommen bin, war ich ganz massiv beeindruckt von der schieren Größe und der Anzahl der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. So war es mir wichtig, die Zusammenarbeit unter den Berufsgruppen stark zu fördern. Zu diesem Zweck haben wir ein Projekt ins Leben gerufen und ein Leitbild für die Justizanstalt – so eine Art Verfassung für die Anstalt haben wir da erstellt für alle Berufsgruppen – und das ist sehr gut gelungen“, zieht Mock Bilanz.

Mehr als 540 Insassen

Immerhin gibt es im Hochsicherheitsgefängnis Karlau 280 Mitarbeitende und mehr als 540 Insassen, die hier Haftstrafen von mehr als 18 Monaten absitzen und in unterschiedlichen Bereichen arbeiten. Die Generalsanierung, die Josef Mock noch einleiten konnte, soll den veralteten Bestand erneuern.

Justizanstalt Graz-Karlau
ORF
Äußere und innere Veränderungen der Karlau seien geglückt; zieht Mock Bilanz

„Man macht es aber auch deswegen, um den Vollzug in verschiedene Kategorien unterteilen zu können – in eine Ebene für den Erstvollzug, in eine Ebene für den Maßnahmenvollzug, in eine Ebene für den gelockerten Vollzug, in eine Ebene für den Normalvollzug. Es sollen hier Vollzugsregime besser getrennt werden; ein besserer Überblick über den Vollzug im Allgemeinen stattfinden; und einfach eine Erneuerung, die die Vollzugsbedingungen für die Häftlinge verbessert“, schildert Mock.

Justizanstalt Graz-Karlau
ORF
Mehr als 540 Insassen sind in der Justizanstalt untergebracht

Warum Mock die Trennung in Kategorien so wichtig war? „Es ist so; wenn jemand aus dem gelockerten Vollzug einen Ausgang bekommt, wenn er hinausgeht, dann wird er von Mitinsassen unter Druck gebracht, dass er etwas mit hereinbringt. Wenn sich auf einer Ebene aber alle gleichwertig befinden, alle Ausgänge bekommen, wird es hier zu einer Entlastung kommen und diese Druck- und Erpressungsproblematik wird wegfallen.“

Pandemie als größte Herausforderung

Die größte Herausforderung in jüngerer Zeit war aus der Sicht des Anstaltsleiters die Pandemie: „Die Herausforderungen waren von Anfang an gigantisch. Sie waren mit der Furcht verbunden, dass wir die Infektion ins Haus bringen, hier Cluster auslösen und wir dann nicht mehr wissen, wo wir die Insassen trennen sollen, wo wir die Insassen hinbringen sollen – ob Spitäler unsere Insassen noch aufnehmen können. Das war die grundsätzliche Überlegung.“

Justizanstalt Graz-Karlau
ORF
Die Pandemie stellte die Mitarbeiter vor besondere Herausforderungen

Die Maßnahmen – etwa Besuchsverbot – wurden erstaunlich gut mitgetragen: „Ich habe beispielsweise einige Ansprachen über die Hausanlage an die Insassen gehalten, ich habe sie fast täglich informiert. Es gab eine Mitarbeiter- und Insasseninformation, wo alle Schritte, die zur Bekämpfung der Pandemie notwendig waren, mitgeteilt wurden, und da hat sich ein gemeinsames Verständnis über die Pandemie ergeben und das hat uns sehr gut über die Runden gebracht.“

Justizanstalt Graz-Karlau
ORF
Nach 44 Jahren verlässt Josef Mock die Karlau in Richtung Pension

Nun verlässt Josef Mock als Leiter des Hochsicherheitsgefängnisses die Karlau in Richtung Pension. Rückblickend würde er seinen Weg wieder gleich gehen.