Unzählige Verfilmungen erzählen vom Leben der österreichischen Ikone: Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn – kurz „Sisi“. In den 1950er Jahren verhalf sie Romy Schneider zum internationalen Durchbruch. Aus einer modernen, feministischen Perspektive beleuchtet nun die in Graz geborene Regisseurin Marie Kreutzer den Sisi-Mythos.
Sisi’s Leben im goldenen Käfig
Politisches hatte sie nicht zu interessieren. Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn sollte hübsch aussehen, gefallen und das tat sie – bis zu ihrem vierzigsten Geburtstag. Regisseurin Marie Kreutzer: „Ich glaube, dass sie mit dieser Rolle nie so wahnsinnig glücklich war, da gibt’s einige Hinweise darauf. Und dass sie in diesem Alter langsam begonnen hat die Grenzen immer mehr auszuloten und sich auch soweit es ihr möglich war aus diesem goldenen Käfig zu befreien.“
„Frauen müssen gefallen, um geliebt zu werden“
Doch nicht nur bei ihrem Mann – Kaiser Franz Josef, dargestellt von Florian Teichtmeister – galt Sisi mit vierzig Jahren als „alte“ Frau. Doch was bleibt, wenn Äußerlichkeiten bröckeln? Kreutzer: „Worüber bekomm ich Anerkennung, wofür werde ich geliebt und das hat lange über das funktioniert. Und darum geht es mir auch in dem Film, dass wir Frauen auch heute noch so sozialisiert sind, dass wir gefallen müssen, um geliebt zu werden.“
Die in Graz geborene Filmemacherin Marie Kreutzer zeichnet mit Feingefühl, aus der Perspektive einer modernen Frau, das Bild einer gleichsam starken wie zerbrechlichen Kaiserin. Die Luxemburgerin Vicky Krieps wurde für die Darstellung der Sisi in Cannes ausgezeichnet. Sie überzeugt als Frau, Mutter und Herrschergattin, die auf der Suche nach Sinn und Sinnlichkeit zu zerbrechen droht. Und zwar an dem ihr angelegten Rollenkorsette. Corsage ist ab Donnerstag in den heimischen Kinos zu sehen.