Karl Steininger vom Wegener Center für Klima und Globalen Wandel in Graz zeigt Verständnis für den Plan, jetzt mehr Öl statt Gas in der Industrie einzusetzen: „Wenn es darum geht, die Wirtschaft zu schützen und noch produzieren zu können, müssen wir wohl in diesen sauren Apfel jetzt beißen.“ Negative Auswirkungen auf die Umwelt seien dadurch nicht zu erwarten. „Emissionsmäßig – solange es die Industrie betrifft – heißt das, dass Öl zwar pro Energie-Einheit mehr emittiert, aber wir haben insgesamt im Industriebereich den Emissionshandel gedeckelt. Also die Gesamtmenge an den Emissionen wird ja nicht größer. Das heißt, dass woanders die Einsparungen gegengleich erfolgen müssten.“
Keine langfristige Planung mit fossilen Brennstoffen
Dasselbe würde auch beim Einsatz von Kohle gelten, die laut Steininger für noch mehr Emissionen sorgt. Umrüstungen von Anlagen dürften aber maximal auf fünf bis zehn Jahre ausgelegt sein, sagt Steiniger: „Damit eben nachher nicht gesagt werden kann, haben wir jetzt so installiert und rechnet sich erst wenn wir es bis zu einer sehr langen Lebensdauer eingesetzt lassen.“

Den aktuellen Beschluss des EU-Parlaments, dass Atomenergie „grün“ eingestuft bleibt, hält Klimaexperte Steininger für ein falsches Signal: „Atomkraft ist aufgrund der ungeklärten Risken, die nur die Gesellschaft trägt und nicht das Energieunternehmen und damit die Energienutzer, noch problematischer.“
Klimaschutz trotzdem im Fokus der Politik
Dass jetzt wieder in fossile Energieträger investiert werden müsse, sei kurzfristig ein Nachteil. Aber: „langfristig erachte ich das Signal, dass sowohl über den Preis als auch über die Energiesicherheit jetzt von der Ukrainekrise und Energiekrise ausgeht als den Klimaschutz stark befördernd.“ Denn es sei jetzt ganz klar geworden, dass man raus müsse aus der fossilen Energie, so Karl Steininger.