Pilze im Wald
ORF
ORF
Chronik

Früher Start in die Pilzsaison

Nach dem mageren Pilzjahr 2021 kommen Schwammerlsucher heuer wieder voll auf ihre Kosten. Das feucht-warme Wetter hat dafür gesorgt, dass vor allem Pilze früher aus dem Boden gekommen sind – teils schon im Mai und Juni.

Normalerweise steht die Hochsaison für Schwammerlsucher erst bevor, heuer schießen die Pilze schon deutlich früher aus dem Boden, wenngleich es regional große Unterschiede gibt.

Eierschwammerl auf Straßenböschung

Auch Martin Krondorfer, Pilzexperte an der Forstlichen Ausbildungsstätte Pichl in St. Barbara im Mürztal, spricht von einem besonderen Pilzjahr: „Ich habe vor einem Monat schon Steinpilze gefunden, gar nicht wenig, die sind dann zwischendurch wieder verschwunden. Jetzt sind die Eierschwammerl da und die wachsen auch auf der Straßenböschung.“ Krondorfer erklärt sich das frühe Pilzaufkommen mit der feucht-warmen und schwülen Witterung.

Zwei Kilo pro Tag und Person

Zu kräftig zugreifen ist aber verboten. Erlaubt sind nur zwei Kilo pro Tag und Person und auch das nur, wenn es keine Verbotstafeln gibt. Gesammelt werden darf außerdem nur für den Eigenbedarf, erklärt der Experte: „Wenn der Grundbesitzer die Eierschwammerl verkauft, ist nichts einzuwenden, aber wenn man so als Privatperson in einen Wald hineingeht, Schwammerl sammelt und die dann weiterverkauft, ist das leider rechtlich nicht möglich.“

 Illustration zum Thema Schwammerlsuchen / Pilzesuchen / Pilze: Ein Schwammerlsucher hält einen Korb gefüllt mit Steinpilzen, Rotkappen und Eierschwammerl.
APA/HELMUT FOHRINGER

Um den beliebten Schwammerlplatz langfristig erhalten zu können, ist es besonders wichtig, auf die richtige Entnahme zu achten, so Krondorfer: „Vorsichtig herausdrehen, nicht abschneiden, denn all das, was im Boden zurückbleibt, kann zur Fäulnis führen.“

Alte Pilze stehen lassen

Der Experte appelliert zudem, keine Pilze niederzutreten oder „überzeitige große Pilze“ zu nehmen und dann wegzuschmeißen, denn sie sind Nahrung für Tiere und wichtig für das Ökosystem Wald: „Da geht mir oft das Geimpfte auf, wenn ich so alte Steinpilze sehe, die absolut untauglich sind – die sind abgeschnitten, umgekippt. Wenn unten das Futter grün wird und der Pilz weich, dann bitte den Pilz stehen lassen, wie er ist.“

Nicht auf Pilz-Apps verlassen

Pilze lieber stehen lassen, so lautet auch das Motto für all jene, die nicht genau wissen, welche Pilze giftig sind und welche nicht. Erst Anfang Juli musste ein Mürztaler Ehepaar nach dem Verzehr von Pantherpilzen im Spital behandelt werden – mehr dazu in Pilzvergiftung: Ehepaar außer Lebensgefahr (2.7.2022).

Pilze
Lukas Haiden

Krondorfer mahnt daher, nur jene Pilze zu sammeln, die man zu 100 Prozent kennt, denn auch Pilz-Apps können irren: „Das ist natürlich eine spannende Sache: Man fotografiert einen Pilz und dann kommt per App irgendetwas zurück. Da bitte nicht gutgläubig sein, dass das 100 Prozent auch das ist, was man fotografiert hat, denn das hängt vom Erhaltungszustand des Pilzes ab – ist das ein junger, ein alter, ein halb vergammelter Pilz? Also hundertprozentig würde ich darauf nicht vertrauen – das ist das Gleiche mit den Büchern.“

Beratung und Workshops zur eigenen Sicherheit

Um Pilze bestimmen zu lassen, sind Pilzberatungsstellen die erste Anlaufstelle. Krondorfer rät passionierten Schwammerlsuchern aber zur eigenen Sicherheit, auch Kurse zu machen: „Einerseits werden die von der Pilzberatungsstelle vom Universalmuseum Joanneum oder von uns – von der Forstlichen Ausbildungsstätte Pichl – angeboten, und da lernt man immer etwas dazu.“