In Graz legte ein Stromausfall 19.000 Haushalte lahm
APA/HELMUT FOHRINGER
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Wirtschaft

Energierücklagen: Steirische Anbieter im Vorteil

Am Sonntagabend wurde bekannt, dass der Wien Energie 1,7 bis 1,8 Milliarden Euro fehlen, um Sicherheiten zu hinterlegen. Das Unternehmen hat bei der Bundesregierung und der Stadt Wien um Hilfe angesucht. Steirische Energieanbieter sind von derartigen Problemen wohl kaum betroffen, heißt es auf Nachfrage des ORF.

Die Wien Energie hat am Sonntagabend betont, dass man nicht insolvent sei. Im Kern der Causa gehe es darum, dass Wien Energie für den Handel an den Energiebörsen temporär finanzielle Sicherheitsleistungen hinterlegen muss. Diese seien allerdings aufgrund der international stark steigenden Energiepreise „unvorhergesehen angestiegen“, hieß es aus dem Büro des Wiener Wirtschaftsstadtrats Peter Hanke (SPÖ) – mehr dazu in Wien Energie braucht laut Bund sechs Milliarden (news.ORF.at).

Steiermark weniger von Gas und Öl abhängig

Eine Nachfrage bei steirischen Anbietern hat ergeben, dass hierzulande derartige Probleme zumindest vorerst nicht bestehen würden. Grundsätzlich gilt: Je weniger ein Anbieter selbst produzieren kann, desto mehr ist er zum Energiezukauf gezwungen. Die steirischen Stromanbieter müssen den überwiegenden Teil zukaufen – sind also betroffen. Allerdings haben die Anbieter in der Steiermark den Vorteil, dass der zugekaufte Strom hier nur zu einem geringen Anteil aus Gas oder anderen fossilen Energieträgern hergestellt wird, sondern überwiegend aus Wasserkraft.

„Die Steiermark hat den Vorteil, dass sie nicht so von Gas und Öl abhängig ist, wie Wien. Da ist ein Riesenunterschied. Wien ist mit Sicherheit der Hauptbetroffene, weil sie sich einfach über Gas und Öl im Wesentlichen ihre Wärme und ihren Strom erzeugen. Es ist ein Riesenabstand zu allen anderen, aber am Rande wird es letztendlich sogar auch die Steiermark betreffen“, erklärt Gilbert Fritzberg, Energiefachmann und Aufsichtsratsvorsitzender des Verbund.

Nie dagewesene Herausforderungen

Auch bei der Energie Steiermark heißt es, von Problemen wie jenen in Wien sei man weit entfernt. Man habe genug Rücklagen für die Sicherheitsleistungen im Energieeinkauf, sagt Sprecher Urs Harnik: „Die extremen Verwerfungen der Energiemärkte stellen im Moment für alle Energieunternehmen eine nie dagewesene Herausforderung dar. Die Energie Steiermark verfügt jedoch über eine solide Finanzstruktur und eine sehr gute Bonität und wir haben uns auch verantwortungsvoll vorbereitet und gerüstet.“

Die Stadtwerke Kapfenberg etwa seien überhaupt nicht betroffen, da man gar nicht an den Energiebörsen handle und daher derartige Sicherheitszahlungen nicht benötige. Diese Zahlungen sind auf internationalen Märkten nötig, wenn Energie für einen längeren Zeitraum und zu einem fix verhandelten Preis eingekauft wird. Eine Senkung der Preise sei laut den Experten dann möglich, wenn europaweit einheitlich gekauft werde.

Energie Graz „überhaupt nicht betroffen“

Die Energie Graz sei überhaupt nicht betroffen, hieß es von Beteiligungsstadtrat Manfred Eber (KPÖ): „Nach Rücksprache mit der Energie Graz und Energie Steiermark kann ich hier entwarnen. Nachdem die Energie Graz selbst nicht als Händlerin an der Energiebörse tätig ist, ist sie von dem Szenario nicht betroffen. Und die Energie Steiermark ist nach eigenen Angaben mit ausreichenden Liquiditätsreserven ausgestattet."

Die Energie Graz hat einen vollen Liefervertrag mit der Energie Steiermark. Das bedeutet, dass der Energieeinkauf und Energiehandel an den internationalen Großmärkten zur Gänze von der Energie Steiermark auch für die Energie Graz durchgeführt wird.

Notfallfonds wird auf eine Million Euro aufgestockt

Jedoch spiegeln sich die Energiemarktentwicklung und die höheren Bezugs- und Aufbringungskosten am Preis für die Kunden und Kundinnen der Energie Graz wieder. Garantien für Ein-und Verkauf sind seitens der Energie Graz nicht zu leisten.

„Wir tragen dafür Sorge, dass in unserem Verantwortungsbereich, die Versorgung gewährleistet wird. Und auch wenn wir die massiven Teuerungen am Energiemarkt für unsere Kunden und Kundinnen nicht gänzlich abfangen können, so wollen wir mit dem Aufstocken des Notfallfonds auf eine Million Euro die Grazer Bevölkerung in Notlagen unbürokratisch und rasch unterstützen“, so Eber.