Dicke Jugendliche, Übergewicht
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Experten: Zunehmend dicke Kinder sind Zeitbombe

Immer mehr steirische Kinder und Jugendliche sind übergewichtig. Insgesamt eine gesundheitspolitische Zeitbombe, warnen Fachleute, die man aber mit mehr Sport und Bewegung entschärfen könnte. Dafür aber müsse die Politik viel mehr tun, so die Experten.

Schon vor der Pandemie waren rund 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen in der Steiermark übergewichtig oder fettleibig. Zwei Pandemiejahre später sind es mittlerweile sogar 25 Prozent. Gleichzeitig steigt auch die Zahl der psychischen Erkrankungen in der Altersgruppe bis 18 weiter an.

„In Einzelfällen schon morbid übergewichtig“

Es ist ein im wahrsten Sinn des Wortes zunehmendes Problem: Immer mehr Kinder und Jugendliche auch in der Steiermark sind deutlich zu dick, sagte der Leiter der Kinder- und Jugendchirurgie am LKH Graz, Holger Till. Eine in den Pandemiejahren 2020 und 2021 durchgeführte Studie zeige eine alarmierende Entwicklung: „Es sind rund 25 Prozent der Kinder im Alter von neun oder zehn Jahren übergewichtig oder adipös oder in Einzelfällen schon morbid, also krankhaft übergewichtig“, so Till.

Übergewicht
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Mindestens drei Mal pro Woche Sport

Entzündungs- und Stoffwechselerkrankungen, Diabetes und Gefäßerkrankungen bereits im Jugendalter seien die drastischen Folgen des Übergewichts, mahnen ExpertInnen. Was es brauche, seine großflächig angelegte Programme zur Ernährungsumstellung und vor allem mehr Sport und Bewegung. „Mindestens drei Stunden die Woche – am besten mehr. Nicht die Eltern entscheiden, welche Sportart, sondern die Kinder, denn dann gehen sie auch gerne hin und verbrennen Kalorien“, so Till.

Bewegung bringt Erleichterung auch für die Seele

Genau das passierte am Sonntag beim erstmals im Grazer ASKÖ-Sportzentrum veranstalteten „Kids Day“: An 25 verschiedenen Stationen konnten Kinder und Jugendliche Sportarten ausprobieren und sich bewegungsmäßig so richtig austoben. Das sei nach den Pandemiejahren auch dringend notwendig, sagten die Vertreter der heimischen Dachverbände. „Die Coronakrise hat uns ja vor Augen geführt, dass es auch im psychischen Bereich sehr viele Probleme gibt. und auch hier können Bewegung und Sport sehr viel zur Besserung beitragen“, so ASKÖ Steiermark-Präsident Gerhard Widmann.

Sporttag Kinder
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Neue Fördermaßnahmen gefordert

Dennoch seien Veranstaltungen wie diese nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, es brauche dringend ein radikales Umdenken in der Gesellschaft, meinte der Geschäftsführer der Sportunion, Markus Pichler: „Wir wissen, dass wir unser Bewegungsverhalten ändern müssen, nur der gesamtgesellschaftliche Ansatz ist nicht da. Wir investieren kein Geld in Prävention sondern reparieren am Ende des Tages teuer.“

Und das überlaste auf lange Sicht auch die Sozialsysteme, warnen die Fachleute. Es brauche daher dringend neue Fördermaßnahmen für Sport- und Bewegungsprogramme auf allen Ebenen.