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Wirtschaft

Arbeitskräftemangel: Maßnahmen gefordert

Die Zahl der Mangelberufe hat sich innerhalb eines Jahres verdoppelt: Wirtschaftskammer-Präsident Josef Herk spricht von einem Tsunami, der auf uns zurollt – und fordert Maßnahmen seitens der Politik.

Innerhalb nur eines Jahres hat sich in der Steiermark die Zahl der sogenannten Mangelberufe – das sind Berufe, für die pro gemeldete Stelle maximal 1,5 Arbeitssuchende vorgemerkt sind – verdoppelt; und zwar von 74 auf 155.

„Reden von demographischem Tsunami“

Gründe für den Arbeitskräftemangel würde es viele geben, so der steirische WK-Präsident Josef Herk. Auf der einen Seite gehen zurzeit viele Erwerbstätige der sogenannten geburtsstarken Jahrgänge in Pension, auf der anderen Seite kommen immer weniger junge Menschen in die Arbeitswelt nach.

Mit ein Grund dafür sei auch der Umstand, dass das faktische Pensionsantrittsalter zur Zeit niedriger sei als in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts: bei Männern liegt es derzeit bei 61,8 Jahren, bei Frauen bei 59,8. Das heißt: In Österreich arbeiten derzeit gerade einmal 55 Prozent der 55 bis 64-jährigen, so Herk: „Die Arbeitsmarktsituation hat sich ganz intensiv verschärft. Wir haben nicht nur ein demographisches Problem, sondern wir reden von einem demographischen Tsunami. Auf den Punkt gebracht: Es gehen doppelt so viele Mitarbeiter in Pension wie hinten nachkommen.“

Viele Schrauben zu drehen

Es brauche Maßnahmen, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Als Beispiel nennt Herk Schweden. Dort würden 78 Prozent der 55- bis 64-Jährigen arbeiten. Hätte Österreich die gleiche Erwerbstätigenquote, dann wäre das Arbeitsangebot um 184.000 Personen höher. Daher müsse die Politik Anreize für diese Personengruppe schaffen. Herk denkt z.B. an eine Befreiung von Pensionsversicherungsbeiträgen, wenn man in der Pension arbeitet.

„Die Situation ist so ernst, dass man sich alles anschauen muss. Es gibt nicht eine Stellschraube, um das Problem zu lösen, weil sonst fahren wir ohne Airbag gegen die Wand. Und das heißt einfach; die Wirtschaft kann bei aller Innovation und Kreativität Aufträge, Bereiche, Dienstleistungen nicht mehr anbieten, nicht mehr umsetzen – und das wäre glaube ich der schlimmste Faktor.“ Ausgebaut werden müsse auch das Kinderbetreuungsangebot, damit man die Teilzeitquote verringern kann, so Herk.