Eine Kriminalbeamtin sitzt vor einem Auswertungscomputer bei Ermittlungen gegen Kinderpornografie und sexuellem Missbrauch
APA/dpa/Arne Dedert
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Chronik

Kindern den richtigen Umgang mit Pornos beibringen

Kinder und Jugendliche werden zunehmend mit Pornografie konfrontiert – sie sind in der digitalen Welt allgegenwärtig und jederzeit abrufbar. Um junge Menschen davor zu bewahren, daraus ein falsches Bild von Sexualität zu erhalten, gibt es nun Hilfe.

Während junge Kinder im Netz oft zufällig auf die ersten pornografischen Inhalte stoßen, suchen Teenager oft schon gezielt danach; für manche wird das Schauen von Pornos ein normaler Teil ihrer Sexualität, andere sind von dem Gesehenen verunsichert und irritiert. Aus diesem Grund haben die Fachstelle für Burschenarbeit gemeinsam mit LOGO-Jugendmanagement ein Projekt zu Pornografie Kompetenz ins Leben gerufen.

Verzerrte Vorstellungen von Sexualität

„Main-Stream-Pornos zeigen meist eine Form von Sexualität, in der Emotionen, Sinnlichkeit, Beziehung, Einvernehmlichkeit oder Verhütung keine Rolle spielen“, berichtet Michael Kurzmann, Psychotherapeut und Leiter der Fachstelle für Burschenarbeit – sie würden meist nur die Lust des Mannes in den Mittelpunkt stellen, häufig werde auch erniedrigendes oder gar gewalttätiges Verhalten – vor allem Frauen gegenüber – dargestellt. Dadurch würden verzerrte Vorstellungen von Sexualität entstehen und Gewalt gegen Frauen normalisiert werden. Jugendliche würden sich vielleicht fragen, ob sie ihre Sexualität auch so leben müssen.

Aufzeigen, was Pornos eigentlich sind

„Ein wirksamer Weg, junge Menschen hier zu unterstützen, ist, fundierte Infos anzubieten, die aufzeigen, was Pornos eigentlich sind, unter welchen Bedingungen sie entstehen und wie wenig sie mit der Lebenswelt realer Menschen zu tun haben“, so der Psychotherapeut. „Unser Ziel ist, Jugendliche darin zu bestärken, einen selbst- und sozialverantwortlichen Umgang mit Pornos und sexuellen Inhalten in Medien zu entwickeln“, berichtet Sozialarbeiter Wenzel Havlovec.

Mit Quiz und Videos zu mehr Wissen

Aus diesem Grund haben die Fachstelle für Burschenarbeit gemeinsam mit LOGO-Jugendmanagement ein Projekt zu Pornografie-Kompetenz ins Leben gerufen: Fakten, Quizzes, Videos und Infomaterial rund um das Thema Pornografie werden – als Anreiz für Gespräche und zum Nachdenken – altersgerecht und oft auch humorvoll aufbereitet.

Aktuelle Studien würden belegen, dass Eltern die wichtigsten Ansprechpartner für ihre Kinder seien, wenn es um Aufklärung gehe, doch viele würden sich schwer tun, mit ihren Kindern und Jugendlichen über Pornos zu sprechen. Ein Infosheet und ein Gesprächsleitfaden ermutigen Eltern und andere Bezugspersonen, mit Kindern und Jugendlichen in passender Weise ins Gespräch zu kommen und wichtige Inhalte und Botschaften zu formulieren.

Auch in Schulen wird informiert

Pornografie-Kompetenz soll schließlich auch in den Unterricht einfließen – damit Lehrpersonen auch das nötige Wissen und Methoden bekommen, gibt es mit Schulstart ein neues Angebot für Schulklassen und Jugendzentren. Ein Plakat mit Grafiken und QR-Codes, die Hintergrundinfos liefern: Materialien mit denen Lehrpersonen oder jene, die in der Jugendarbeit tätig sind, das Thema mit Jugendlichen vertiefend bearbeiten können. „Das Plakat wird nur an Schulen oder Einrichtungen versendet, die es bei uns anfordern, zumeist als Ergänzung und Vertiefung unserer sexualpädagogischen Workshops für Burschen“, sagt Workshop-Leiter Jonas Pirerfellner. Die Nachfrage nach diesen Workshops steige von Jahr zu Jahr.