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ORF.at/Peter Pfeiffer
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Chronik

Toter Polizist: Übungsleiter vergaß auf Waffentausch

Nach dem tödlichen Schuss bei einer Polizeiübung Mittwochabend im Keller der Landespolizeidirektion Steiermark ist nun der Hergang geklärt: Der Übungsleiter hatte vergessen, seine eigene Dienstwaffe gegen eine Übungswaffe zu tauschen.

Der Vorfall ereignete sich kurz vor 15.00 Uhr in den Kellerräumlichkeiten der steirischen Landespolizeidirektion – jenem Standort, an dem aktuell auch die Bereitschaftseinheit (BE) untergebracht ist.

Eigene Waffe nicht getauscht

„Der Vorfall ist während der Illustration eines Übungsvorganges passiert. Man hat das taktische Vorgehen in der geschlossenen Einheit geübt, also in den Kellerräumlichkeiten, sprich: Wie verhält man sich in einer Gruppe bei gefährlichen Tätern in geschlossenen Räumen? Dabei haben alle Beteiligten eine Rotwaffe, also eine sogenannte Übungswaffe verwendet. Unter anderem war auch eine Schusswaffe involviert, die offenbar vergessen wurde zu tauschen, und genau aus dieser ist dann der tödliche Schuss abgegeben worden“, sagte Polizeisprecher Markus Lamb am Donnerstag.

„Rotwaffen“ sind rot eingefärbte Waffen, mit denen Trainingseinheiten absolviert werden, die keinen Schuss abgeben können. Der erfahrene Übungsleiter hatte wie vorgeschrieben die Dienstwaffen der Auszubildenden eingesammelt und verwahrt – die jungen Kollegen erhielten danach die „Rotwaffen“. Während der Übungsleiter die echten Waffen der anderen verstaute, vergaß er darauf, seine eigene ebenfalls auszutauschen, schilderte die Staatsanwaltschaft.

Aus nächster Nähe in Rücken geschossen

Anschließend zeigte der 39-Jährige in einem Gang vor, was zu tun ist, wenn die Gruppe hintereinandergeht und nach einem gefährlichen Täter sucht. Er wollte demonstrieren, dass der Kollege in der Mitte in einer gefährdeten Position ist, zog seine Waffe und schoss dem 27-Jährigen aus kurzer Distanz in den Rücken – der Ausbildner war der Meinung, er selbst hätte auch eine „Rotwaffe“ in seinem Holster, doch es war eben keine Übungswaffe: Statt eines Klickens löste sich ein Schuss, der getroffene Polizist stürzte zu Boden.

„Tragisches Versehen“

„Die Schussabgabe erfolgte aus der Waffe des Übungsleiters, er wurde noch Mittwochabend einvernommen, er ist unter Schock. Es gab auch den Auftrag der Staatsanwaltschaft Graz, weitere Gutachten durchzuführen. Soweit bisher bekannt ist, gab es keine Beeinträchtigungen, es dürfte wirklich ein tragisches Versehen gewesen sein, ein Unglück, das zur Schussabgabe führte und den Polizisten mit einem Schuss aus nächster Nähe in den Bereich des Rückens getroffen und getötet hat“, so der Polizeisprecher.

Polizist erschossen: Auf Waffentausch vergessen

Nach dem tödlichen Schuss bei einer Polizeiübung Mittwochabend im Keller der Landespolizeidirektion Steiermark ist nun der Hergang geklärt: Der Übungsleiter hatte vergessen, seine eigene Dienstwaffe gegen eine Übungswaffe zu tauschen.

Anwesende Beamte sowie eine Polizeiärztin leisteten nach dem Unglück sofort Erste Hilfe und setzten die Rettungskette in Gang, doch auch alarmierte Rettungssanitäter sowie ein Notarzt konnten dem Polizisten nicht mehr helfen – der 27-Jährige starb noch am Unglücksort.

Grob fahrlässige Tötung

Die Angaben des 39-jährigen Übungsleiters, der noch Mittwochabend vernommen wurde, stimmen mit der bisher vorliegenden Spurenlage überein. Er gestand auch, den Abzug gedrückt zu haben. Seine Waffe war auch die einzige in der gesamten Übungssituation, die scharf war – laut Staatsanwaltschaft bestehe daher „kein Zweifel“ mehr am Hergang. Der Übungsleiter wird sich wohl wegen grob fahrlässiger Tötung verantworten müssen.

Übung wegen Suchaktion verschoben

Kurz vor dem tragischen Unglück stand der 27-Jährige – er stammte aus dem Bezirk Voitsberg, war ledig und hatte keine Kinder – noch am Vormittag bei einer Suchaktion nach einem verwirrten Pensionistin im Einsatz; daher mussten die Beamten der sogenannten Bereitschaftseinheit eine geplante Übung verschieben. Nach der Aktion entschloss man sich zu einer abgespeckten Übung, sagte Polizeisprecher Lamb: „Diese Trainingseinheiten finden unter denselben Standards statt wie Einsatztrainings in regulärer Form. Diesmal war es eine kurze Planänderung, die dazu geführt hat, dass die Beamten im Keller trainiert haben.“

„Nichts Außergewöhnliches“

Bei der Übung wurde Taktik trainiert, so Lamb weiter: „Das ist ein weit verzweigtes Kellersystem. In diesen Gängen hat man trainiert, wie man sich einem bewaffneten Täter in der Gruppe annähert.“ So etwas werde öfters gemacht und sei nichts Außergewöhnliches, sagte Lamb.

Wie bei derartigen Fällen üblich, werden die Ermittlungen von Experten anderer Bundesländer übernommen – in diesem Fall ermittelt das Landeskriminalamt Oberösterreich; die Staatsanwaltschaft hat eine Obduktion der Leiche angeordnet. Der Getötete hatte im Dezember 2019 seine zweijährige Ausbildung bei der Polizei begonnen und war seit Anfang des Monats Teil der Bereitschaftseinheit.