„In diesen Momenten überdeckt Trauer alle anderen Gefühle. Aber schon bald wird die Trauer Platz machen für Dankbarkeit, dafür, was er verändert, bewegt, bewirkt und so vielen Menschen ermöglicht hat“, schrieb Red Bull in einer Mitteilung, die an alle Beschäftigten ging. „Unser aller Aufgabe und Verantwortung ist es, sein Lebenswerk in seinem Sinn fortzuführen.“ – mehr dazu in Dietrich Mateschitz ist tot (news.ORF.at).
Der bekannte Energydrink war zwar nicht seine Erfindung, aber dass aus dem Aufputschmittel aus Asien ein modern verpacktes Genussmittel wurde, das geschickt vermarktet den globalen Siegeszug antrat, ist ohne Zweifel sein Verdienst. Mateschitz arbeitete vom Start weg massiv am Image seines Getränks, sponserte die alternative Club-Szene und Extremsportarten und reinvestierte konsequent beachtliche Summen ins Marketing. Mit wachsendem Erfolg stieg er sukzessive in den Breitensport ein – mittlerweile betreibt Red Bull Eishockey-Mannschaften, Fußballvereine sowie Formel-1-Rennställe und unterhält Verträge mit mehreren hundert Athleten.
Dietrich Mateschitz ist tot
Dietrich Mateschitz, der Gründer von Red Bull, ist am Samstag im Alter von 78 Jahren nach einer langen, schweren Krankheit gestorben. Mateschitz galt als einer der erfolgreichsten Geschäftsmänner Österreichs, hat mit Red Bull eine milliardenschwere Marke aufgebaut und war der reichste Mann des Landes.
Von St. Marein im Mürztal in die Welt
Dabei hatte alles ganz klein begonnen: Auf der Wiener Hochschule für Welthandel, der heutigen Wirtschaftsuniversität, studierte der gebürtige Steirer – er stammt aus St. Marein im Mürztal – einst Betriebswirtschaft. „Zwei, drei Jahre länger, als ich vielleicht hätte müssen.“ Mateschitz soll laut Medienberichten rund 20 Semester studiert haben.
Nach seinem Abschluss war der Sohn zweier Lehrer dann für Jacobs Kaffee und die damalige Unilever-Tochter Blendax tätig – beim Zahnpasta-Hersteller stieg er bis zum Marketingdirektor auf. Im Zuge einer seiner Dienstreisen wurde er in Asien auf Aufputschgetränke aufmerksam – er sah Potenzial und beschloss, es in Europa auf den Markt zu bringen. Mateschitz erwarb die Lizenzrechte am thailändischen Energydrink „Krating Daeng“, auf Englisch „Red Bull“, und gründete gemeinsam mit der thailändischen Herstellerfamilie Yoovidhya das Unternehmen.
Galt immer als öffentlichkeitsscheu
Der Rest ist Wirtschaftsgeschichte – die Mateschitz nicht nur zum reichsten Österreicher, sondern zu einem der reichsten Menschen der Welt machte: Das US-Magazin „Forbes“ listete ihn heuer mit einem geschätzten Vermögen von 27,4 Mrd. Dollar (25,1 Mrd. Euro) auf Rang 51 in seinem Milliardärs-Ranking – mehr dazu in Mateschitz mit Abstand reichster Österreicher (news.ORF.at, 8.4.2022).
Der bekennende Jeansträger stellte sich aber so gut wie nie selbst in den Mittelpunkt, sondern höchstens sein Produkt. Der „Didi“, wie ihn Freunde nannten, galt immer als öffentlichkeitsscheu: Zeitungsinterviews waren selten, TV-Interviews gab er grundsätzlich nicht.
Mäzen und Gönner
Mateschitz galt als Gönner und war Mitbegründer der Stiftung „Wings for Life“, die Querschnittslähmung heilbar machen will, und er stellte der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU) in Salzburg für ein Forschungszentrum zu Rückenmarksverletzungen 70 Mio. Euro zur Verfügung – eine der größten Spenden, die in Europa je von einer Privatperson an eine Universität ging. Aber auch im Kleinen gab sich der Red-Bull-Boss oft großzügig: Einem Burschen, der ihm – ohne ihn zu erkennen – einmal in einem Musikgeschäft etwas auf der Harmonika vorspielte, bezahlte er kurzerhand eine neue „Steirische“.
Stets der Heimat tief verbunden
Mateschitz besaß zwar eine Insel im Südpazifik, fiel aber mit einer tiefen Verbundenheit zum alpinen Kulturraum auf: Davon zeugt nicht nur die Ausrichtung seines TV-Senders Servus TV und der Zeitschriften-und Buchverlage; er besaß hierzulande zahlreiche Wirts- und Gutshäuser, erwarb Schlösser, Hotels und die Brauerei Thalheim im oberen Murtal – und ließ sie allesamt liebevoll renovieren. Ihm gehörten zudem Wälder, Weinberge und Fischteiche.
2014 holte „Mr. Red Bull“ mit dem Grand Prix von Österreich die Formel 1 in die Steiermark zurück, auch war er dort Partner des Bundesheers bei der Flugshow Airpower: Damit sorgte er für Impulse in einer Region, die unter dem Niedergang der Schwerindustrie besonders gelitten hatte. Von seiner Leidenschaft fürs Fliegen zeugen außerdem die „Flying Bulls“ – eine Flotte historischer Flugzeuge und Hubschrauber – und der „Hangar 7“ am Salzburger Flughafen.
Diese Heimatverbundenheit freute aber auch das Finanzamt: Red Bull zahlt seine Steuern in Österreich und bediente sich laut Mateschitz keiner windigen Konstrukte mit Sitz in Panama oder auf den Cayman Islands.
Mit seinen politischen Ansichten hielt sich Mateschitz lange zurück – bis er 2017 in der „Kleinen Zeitung“ heftige Kritik am Umgang der Regierung mit der Flüchtlingskrise äußerte; er kritisierte zudem die Scheinheiligkeit der „Wir schaffen das“-Rufer, teilte gegen die Grünen aus und lobte Sebastian Kurz, damals noch Außenminister. Nach dem Interview war vielerorts von einer Wahlempfehlung für ÖVP und FPÖ die Rede.
Verlangte viel – bot aber auch viel
Offene Kritik an Mateschitz und seinem Unternehmen war aber selten: „Er ist Herrscher über ein geschlossenes System, eine abgeschirmte Welt, aus der nur die Lust der Sportler, die Leidenschaft für das Risiko und die Gier nach Erfolg nach außen dringen sollen“, schrieb die deutsche Tageszeitung FAZ einmal – und er war Herr eines Apparats, der den Mitarbeitern viel abverlangt, ihnen aber auch viel bietet.
Ein Visionär, der nichts dem Zufall überließ
Über das Privatleben von Dietrich Mateschitz ist nur wenig bekannt: Mateschitz, der mit seiner Langzeit-Freundin in Salzburg lebte, sagte einmal, jeden Tag zehn bis zwölf Dosen Red Bull zu trinken. Wegbegleiter lobten ihn als Visionär, der seine Ideen konsequent zu verwirklichen trachtet und dabei nichts dem Zufall überlässt – so traf der 78-Jährige die wichtigen Entscheidungen im Konzern bis zuletzt selbst.
Sohn könnte Mateschitz an Red-Bull-Spitze nachfolgen
Als möglicher Nachfolger für das Firmenreich wurde sein einziger Sohn Mark aufgebaut – dieser entstammt einer früheren Beziehung von Mateschitz und hat mittlerweile dessen Nachnamen angenommen. Der 29-Jährige hat im Haus als Geschäftsführer der Red-Bull-eigenen Brauerei in Thalheim Fuß gefasst und saß zuletzt auch schon im Vorstand von „Wings for Life“. Die Mehrheit an der Red Bull GmbH gehört dem thailändischen Yoovidhya-Clan, der auch über die Nachfolge entscheiden darf.