Gert Steinbäcker
APA/GEORG HOCHMUTH
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Kultur

Steinbäcker: Neues Album und letzte Tour

Ein S von STS, Gert Steinbäcker, blickt mit dem am Freitag erscheinenden Album „44“ auf seine Karriere zurück und zieht noch einmal mit Band durch die Lande. Eine Abschiedstour soll es nicht werden, sondern eine „letzte Tour“, sagt der Musiker.

„Es gibt keine Abschiedstour, sondern eine letzte Tour“, betonte der Steirer: „Ich bin ein Verfechter des Sprichwortes ‚Alles hat seine Zeit‘. Ich trauere auch nicht. Jetzt machen wir noch eine Tournee und verneigen uns.“

Tourstart am 24. November in Spielberg

Es sei nicht so, dass er aufhöre, betonte Steinbäcker: „Ich mache nur keine Tourneen mehr. Ich werde heuer 70 und es reicht. Mir reicht diese ganze Action.“ Außerdem seien seine Mitmusiker auch schon 70. Jedoch sei er nach der Tournee, die am 24. November in Spielberg startet, „bereit für alle Späße dieser Welt, wenn sie lustig sind“.

44 Jahre Tonaufnahmen

Das neue Album „44“ sei eine Art „Best Of“-Solo mit neuen Stücken. Die Auswahl der alten Lieder sei keine leichte gewesen. „Darum habe ich diese Entscheidung auch abgegeben“, sagte der Musiker. Aber da der Titel „für 44 Jahre Tonaufnahmen“ stehe, sei auch seine erste Studioarbeit enthalten: „Matchless Woman“ heißt der rare Song.

INTERVIEW MIT GERT STEINB€CKER
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Von Stoney Becker zu Steinbäcker

„Ich hab unter skurrilsten Umständen angefangen“, blickt der Liedermacher zurück. „Ich wurde gefragt, ob ich einen Sängerwettbewerb gewinnen will, weil die niemanden gefunden haben, der sich den Sieg verdient hätte.“

So entstand die erste Vinyl-Single – mit englischem Text – von Steinbäcker, allerdings unter einem etwas anderen Namen: „Der Direktor des Labels meinte, ich kann nicht Steinbäcker heißen, das sei zu gewöhnlich für eine internationale Karriere.“ So wurde ihm das Alias Stoney Becker verpasst. „Ich bin nach Hause nach Graz gefahren und hab nachgedacht, wie ich meinen Freunden erkläre, dass ich jetzt Stoney Becker heiße. Aber der Name ist letztlich von selbst verschwunden, weil wir keine 30 Stück der Single verkauft haben.“

Erste Banderfahrung mit EAV

Seine erste Banderfahrung machte Steinbäcker mit Thomas Spitzer, mit dem er dann auch in der EAV spielte. Darum sind auch einige Lieder aus der EAV-Zeit auf „44“, etwa das Weihnachtslied „Roll Over Bethlehem“. Die Zeit in Hamburg mit der EAV und den Weihnachtsshows 1979 sei die „böseste und tollste Zeit“ gewesen, schilderte Steinbäcker. „Da hat alles gestimmt, da ging’s rund. Und gelegentlich saß Otto Waalkes an der Kassa.“

Musikgeschichte mit STS geschrieben

Danach kam für Steinbäcker die Entscheidung zwischen der EAV und STS – der Rest ist österreichische Musikgeschichte: „Bei STS konnte ich mich als Autor besser verwirklichen, denn der Thomas ist ein sturer Hund.“

Als musikalisches Highlight seiner Karriere bezeichnet der Sänger die STS-Chöre: „Es kommen heute noch Leute zu mir und sagen: ‚Wir versuchen das nachzusingen, aber es geht nicht.‘ Pech!“

Griechenland als Inspiration

Zwei Songs auf „44“ („Herbst auf der Insel“, „Die Sunn über’n Meer“) erzählen von Steinbäckers zweiter Heimat Griechenland. Viele Texte entstanden dort: „Ich war dort gedanklich komplett frei – seinerzeit ohne Internet und Telefon. Es gab dort eine Mole mit spitzen Steinen. Wenn mir irgendeine Zeile nicht eingefallen ist, bin ich so lange über die Mole gegangen, bis mir etwas eingefallen ist.“ Auch die neue Nummer „A schönes G’fühl“, eine Lebensreflexion als Abschluss auf „44“, schrieb er in Griechenland.

Musikalische Abrechnung mit der Politik

Und „44“ enthält, wie so viele Lieder Steinbäckers, auch einen kritischen Beitrag. „Helden von heut’“ rechnet mit der Politik in Österreich ab. Auslöser für das Lied war eine Karikatur von Gerhard Haderer. „Als ich die sah, wusste ich den ganzen Song. So was habe ich noch nie erlebt“, so Steinbäcker. „Ich rief den Haderer an, um zu fragen, ob ich den Titel verwenden kann. Er hat zugestimmt unter der Bedingung, dass ich an den Attersee komme und einen Abend lang die Biere zahle.“

Ein Credo hat sich Steinbäcker ein Leben lang bewahrt: „Ich möchte keine einzige Zeile haben, die nichts sagt.“