Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) und die Direktorin des Mauthausen Memorial, Barbara Glück, unterzeichneten das Abkommen am Montag während der jährlich stattfindenden Gedenkveranstaltung in der Grazer Belgier-Kaserne.
Historisches Bewusstsein schaffen
„Der Kampf um die Menschenrechte – das sieht man aktuell wie schon Jahrzehnten nicht mehr – hört nie auf. Die Ereignisse der dunklen Zeit des Naziterrors dürfen niemals vergessen werden“, sagte Tanner in ihrer Rede.
Die Zusammenarbeit mit dem Mauthausen Memorial soll insbesondere bei Grundwehrdienern und Kadersoldatinnen und -soldaten in der Aus- und Weiterbildung ein historisches Bewusstsein schaffen: „Diese Kooperation ist ein wichtiger Beitrag zur nationalen und europäischen Strategie gegen Antisemitismus, Rassismus und Totalitarismus. In der Ausbildung unserer Soldatinnen und Soldaten werden historische Orte aktiv eingebunden, um zu erinnern, historisches Bewusstsein zu schärfen und demokratische Werte zu stärken“, erklärte sie.
Inhalte werden ständig weiterentwickelt
Zu diesem Zweck werden auch die Landesverteidigungsakademie, die Theresianische Militärakademie, die Heeresunteroffiziersakademie sowie einzelne Verbände des Bundesheeres eingebunden. Die Inhalte des Abkommens befinden sich in einer ständigen Weiterentwicklung. Grundwehrdiener sollen Orte des Gedenkens besuchen und alle wichtigen Informationen, die damit in Zusammenhang stehen, erhalten, so die Verteidigungsministerin im Gespräch mit der APA. Auch Direktorin Glück betonte die Wichtigkeit der Kooperation: „Bildungsarbeit ist die nachhaltigste Form des Gedenkens unserer Zeit.“
Gedächtnishain
Als Ort der Vertragsunterzeichnung wurde der Gedächtnishain in der Belgier-Kaserne gewählt. In einem vom Bundesministerium für Verteidigung und Sport 2008 in Auftrag gegebenen Forschungsprojekts an der Universität Graz wurden die Verbrechen der „SS-Kaserne Wetzelsdorf“ aufgearbeitet. Nach Abschluss des Projekts 2011 wurde in der Belgier-Kaserne der Gedenkhain errichtet. Mehr als 200 Menschen wurden dort 1945 von Gestapo und Waffen-SS ermordet und anschließend in Bombenkratern innerhalb der Kaserne und in einem Massengrab am in der Nähe liegenden Feliferhof verscharrt. Bei den Ermordeten handelt es sich um verschiedene Opfergruppen, unter ihnen ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter der Todesmärsche in das Konzentrationslager Mauthausen, Kriegsgefangene und österreichische Widerstandskämpfer. Die am Verbrechen beteiligten Personen wurden nie belangt.
„Raum für Gedenken“
Heute wird der Feliferhof noch als Schießplatz vom Bundesheer genutzt. „Wichtig ist, dass man sich dieser historischen Verantwortung auch immer bewusst ist, nicht nur, wenn es um die Frage der Verwendung dessen geht, sondern einen entsprechenden Raum auch für Gedenken schafft“, so Tanner im APA-Gespräch. Die Gedenkorte der Belgier-Kaserne und des Feliferhofes sind nicht öffentlich zugänglich, können allerdings an ausgewählten Tagen, wie beispielsweise während einer Leistungsschau, besucht werden