Wiener Bluse
Johannes Kernmayer
Johannes Kernmayer
Kultur

Die Wiener Bluse im Grazer Lendhafen

Von Österreich ausgehend hat so manches Kleidungsstück als Modeliebling seine Reise um die Welt angetreten – darunter Ende des 19. Jahrhunderts auch die Wiener Bluse. Eine neue Ausstellungsreihe spürt ihr und weiteren Exportschlagern nach – und interpretiert sie neu.

Ausstellungshinweis:

Die Ausstellung „Die Wiener Bluse Contemporary“ im Grazer Lendhafen ist am 17. Dezember von 12.00 bis 20.00 Uhr und am 18. und 19. Dezember von 10.00 bis 18.00 Uhr bei freiem Eintritt zugänglich.

Historischen Exportschlagern aus Österreichs Modeszene will das Austrian Fashion Board mit der neuen Wander-Ausstellungsreihe neues Leben einhauchen. Als erste Inspirationsquelle diente die Wiener Bluse, die nach Wien jetzt auch von 17. bis 19. Dezember im Grazer Lendhafen zu sehen ist.

Eine Bluse – 33 Interpretationen

Insgesamt 33 Blusen wurden von der Modehistorikerin Regina Karner und der Modejournalistin Brigitte Winkler aus über 70 Einreichungen kuratiert. Sie stammen von unterschiedlichen Labels aus Wien, der Steiermark, Niederösterreich, Oberösterreich sowie von Grazer Modeschülern und -Schülerinnen. Umrahmt werden sie von historischen Beispielen aus dem Archiv von Rositta, dem letzten Hersteller der Wiener Bluse, sowie Auszügen aus der 1908 bis 1933 im Verlag Bachwitz erschienen Zeitschrift „Wiener Blusenmodelle“.

Fotostrecke mit 13 Bildern

Nina Kollmann-Troy
Peter Staud
Design von Nina Kollmann-Troy
Birgit Pachler
Peter Staud
Design von Birgit Pachler
Inge Matuschek
Peter Staud
Design von Inge Matuschek
Andrea Jack-Voigt
Peter Staud
Design von Andrea Jack-Voigt
Design von Christa Franz
Christa Franz
Design von Christa Franz
Design von Christa Franz
Christa Franz
Design von Christa Franz
Design von Christa Franz
Christa Franz
Design von Christa Franz
Christa Franz
Johannes Kernmayer
Christa Franz mit ihrem Design
Elisabeth Sommerbauer
Johannes Kernmayer
Elisabeth Sommerbauer mit ihrem Design
Modeschule Graz
Johannes Kernmayer
Modeschule Graz
Johannes Kernmayer
Design von Inge Mattuschek
Inge Mattuschek
Design von Inge Mattuschek
Wiener Bluse
Johannes Kernmayer
Neuinterpretationen der Wiener Bluse

Der Titel „Wiener Bluse“ wurde als Marketing-Schlagwort ab ca. 1890 verwendet. Bis zum Ersten Weltkrieg war sie laut Regina Karner ein wichtiger Exportartikel vor allem nach Deutschland und Ungarn, auch nach Frankreich und Italien wurden Wiener Blusen exportiert: „Die Wiener Bluse zeichnete sich durch die Verwendung von qualitativ hochwertigem Material und feinste Handarbeit wie Ajour, Schlung­Stichstickerei, Stickerei, Fileteinsätze und Spitzen aus. In Wien arbeiteten 50.000 fast ausschließlich Frauen in Heimarbeit für die Blusenindustrie.“

Letzter großer Hersteller der Wiener Bluse war Rositta Modellwäsche – 1946 in einem Atelier in der Weihburggasse 4 im 1. Bezirk in Wien gegründet. Bis in die 1960er-Jahre wurde das exklusive Kleidungsstück an renommierte Department Stores in Europa und Amerika geliefert. In seiner Hoch-Zeit – in den 1960er-Jahren – beschäftigte das Unternehmen 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Wien und zusätzlich 300 Heimarbeiterinnen für Stickereien.

Weitere Ausstellungen geplant

Die Wiener Bluse wurde u.a. in Florenz ausgestellt, Rositta erhielt Bestellungen aus Belgien, Deutschland, England, Frankreich und dem arabischen Raum. Als ein Händler aus Texas zur Kollektionspräsentation nach Wien kam, folgten erste Lieferungen in die USA. In den 1970er Jahren verhallte der Ruf der Wiener Bluse allmählich und das Unternehmen ging zur Kreation feiner Abendblusen über; 2016 wurde es geschlossen.

Die aktuelle Wanderausstellung des Austrian Fashion Boards spürt dem Stück Modegeschichte nach – weitere sind geplant; unter anderem wollen sich die Designer zunächst Hüten, Fascinators und Headpieces und später Taschen widmen.