Parken, Kurzparkzone
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Verkehr

Graz: Höhere Parkgebühren für große Autos

Die Stadt Graz will bei der Parkraumbewirtschaftung neue Wege beschreiten. Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne) will, dass sich die Parkgebühren nach der Größe des Autos richten. Für größere Autos soll demnach auch mehr bezahlt werden.

Die Parkplatzsuche in der Stadt ist oft eine Geduldsprobe. Der Parkraum ist knapp und wird noch knapper, je größer das eigene Auto ist. Geht es nach der Grazer Vizebürgermeisterin Judith Schwentner, soll die Dauerparkkarte, also das Parkpickerl, künftig teurer sein, wenn man ein besonders großes Auto fährt. In deutschen Städten gibt es bereits Modelle, bei denen die Kosten für das Parken von der Autogröße abhängig sind.

„Im Sinne der Gerechtigkeit“

„Wichtig ist dabei zu sagen, dass das für Anrainerinnen und Anrainer gedacht ist, also für alle, die sich eine Ausnahmegenehmigung, also ein Parkpickerl, holen, um im öffentlichen Raum zu parken. Dort schauen wir uns an, dass – je größer das Auto – möglicherweise mehr bezahlt werden muss“, sagte Schwentner. Für diese Parkraumbewirtschaftung gibt es deutsche Vorbilder.

In Tübingen wird die Parkgebühr nach Gewicht des Autos eingehoben, in Freiburg nach Größe. Der Normaltarif beläuft sich auf 360 Euro pro Jahr. Dazu kommen Tarife für kleinere und größere Autos, erklärte Christian Gratzer vom Verkehrsclub Österreich: „Es ist im Sinne der Gerechtigkeit, dass für Autos, die kleiner sind und damit weniger Platz beim Parken benötigen, weniger zu bezahlen ist als für Autos, die größer sind und mehr Platz benötigen.“

Höheres Verletzungsrisiko durch große Autos

Der Normaltarif gilt für Autos ab einer Länge von 4,2 Metern – also etwa einen VW Golf oder Kia Ceed. Kürzere, wie ein Mini oder Fiat 500, zahlen weniger. Für Autos, die länger als 4,7 Meter sind, gilt eine höhere Gebühr. Das betrifft bereits Kombifahrzeuge wie einen BMW 3er Touring, vor allem aber große SUVs oder Pick-ups wie den VW Amarok. Es sei gerecht, hier mehr Parkgebühr zu verlangen. Denn diese großen Fahrzeuge würden in Städten mehrere Probleme verursachen, sagte Gratzer.

„Zum einen geht es um den zusätzlichen Platzverbrauch. Das andere ist, wenn es zu Unfällen kommt, und es ist ein sehr schwerer Pkw, dann ist auch zum Beispiel das Verletzungsrisiko für Fußgängerinnen und Fußgänger deutlich höher. Ein dritter, wesentlicher Punkt ist auch, dass solche Fahrzeuge häufiger in Gehsteige hineinragen, und wenn hier Menschen mit einem Rollstuhl oder einem Kinderwagen unterwegs sind, werden sie behindert.“

Platz in Städten neu verteilen

Es gebe also Gründe genug, um die Parkraumbewirtschaftung in Österreich zu reformieren, so der Verkehrsexperte. Die Grazer Vizebürgermeisterin will eine politische Diskussion anstoßen. Darüber, wie der Platz in Städten neu verteilt wird, damit man gut leben könne: „Wenn wir jetzt klimagerecht planen und bauen wollen, wenn wir Lebensqualität schaffen wollen, wenn wir Platz für Bäume und Abkühlung schaffen wollen, dann müssen wir auch schauen, wie wir mit dem vorhandenen Raum umgehen und diesen neu verteilen. Deswegen entstehen dadurch neue Fragen, wie zum Beispiel, wie man mit so vielen großen Autos umgehen soll.“

Auf Familien werde man bei der Gebührengestaltung Rücksicht nehmen, versicherte Schwentner. Sie starte jetzt Gespräche mit der Stadtverwaltung, welches Gebührenmodell umsetzbar sei. Teurer soll Parken in Österreichs zweitgrößter Stadt aber in jedem Fall werden.