Technik der Druckkammer am LKH-Klinikum Graz
LKH-Univ. Klinikum Graz/Marija Kanizaj
LKH-Univ. Klinikum Graz/Marija Kanizaj
Gesundheit

Gesichtsschmerzen mit Druck behandelt

Am LKH-Universitätsklinikum Graz ist es im vergangenen halben Jahr zu einer Österreichpremiere gekommen: In der Druckkammer wurden erstmals massive Gesichtsschmerzen einer Patientin behandelt. Dank einer dualen Therapie ist die Pensionistin jetzt schmerzfrei.

Seit mehr als 50 Jahren gibt es am Klinikum in Graz eine Druckkammer (DK). Während damals der Herzfehler eines Babys chirurgisch korrigiert wurde, kommt die in der DK durchgeführte hyperbare Sauerstofftherapie (HBO) heute auch in der Schmerztherapie zum Einsatz. Cristina Simionescu litt seit 2018 unter massiven Gesichtsschmerzen – einer sogenannten Trigeminusneuralgie. Nach einer dualen Behandlung aus neurochirurgischen Eingriffen und der HBO-Therapie ist die Wahlgrazerin jetzt schmerzfrei.

Simionescu lebt seit Jahren mit Multipler Sklerose (MS). Ein MS-Schub vor mehr als vier Jahren war der Auslöser der Gesichtsschmerzen: „Es kann sich niemand vorstellen, wie furchtbar die Schmerzen waren. Es war, als würde mir jemand blitzartig heftige Stromstöße verpassen.“ Gut ein halbes Jahr lang hatte sich die Pensionistin in die massive Stahlkammer begeben, um den unerträglichen Schmerzen den Garaus zu machen. Am 23. Dezember fand die letzte Einheit in der Druckkammer statt.

Druckkammer am LKH-Klinikum Graz
LKH-Univ. Klinikum Graz/Marija Kanizaj
1972 fand die erste Behandlung in der Druckkammer in Graz statt

Auch MS-Beschwerden zurückgegangen

Die Therapie habe außerdem einen Nebeneffekt gehabt – die Beschwerden durch die Multiple Sklerose sind zurückgegangen. Der Patientin wurde im Rahmen der dualen Behandlung auch ein dämpfendes Material zwischen Nerv und Gefäß eingesetzt. „Was die OP betrifft, wurde ich ausführlich über die Risiken des Eingriffs aufgeklärt. Es war mir also bewusst, dass die Hirn-OP Gefahren mit sich bringen kann. Aber die Schmerzen waren so groß, dass ich das Risiko gerne in Kauf genommen und gleich zugesagt hab“, so die Wahlgrazerin.

Nur in Einzelfällen einsetzbar

In der Druckkammer herrscht ein Überdruck, ähnlich jenem unter Wasser. Patienten atmen reinen Sauerstoff ein, der aufgrund des Umgebungsdrucks besser im Blut aufgenommen werden kann. "Da die HBO-Therapie auch als Zusatz zur Basisbehandlung bei manchen Patientinnen und Patienten mit MS eine Besserung der Symptome bewirken kann, haben wir uns im Team entschlossen, der Patientin das Konzept anzubieten“, erläuterte Martin Trummer, Neurochirurg und Spezialist für Schmerzpatienten.

Das Behandlungsteam freue sich laut LKH Graz über den Erfolg. Für Euphorie sei es allerdings noch zu früh. „Wir wissen noch zu wenig darüber, wer darauf anspricht. Daher können wir nur im Einzelfall entscheiden, ob die Therapie angewendet wird“, erklärte Stefan Wolfsberger, Vorstand der Univ.-Klinik für Neurochirurgie.