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Schnitzlers Reigen neu interpretiert

Was 1920 einen wahren Theaterskandal ausgelöst hat, inszeniert nun die Kunstuni Graz als zeitgenössische Oper: Studierende interpretieren den „Reigen“ von Arthur Schnitzler auf der Bühne des Grazer MUMUTH erfrischend neu.

Es sind Festspiele der Leidenschaft, die Arthur Schnitzler mit dem „Reigen“ auf die Bühne bringen wollte. Im Mittelpunkt befinden sich laut Regisseur Ingo Kerkoff zehn unterschiedliche Personen, die alle mit ihrer Einsamkeit kämpfen und Wege suchen, dieser Einsamkeit, diesem Gefühl von innerer Leere vielleicht auch zu entkommen.

Alle suchen ihr Glück im anderen – egal, ob Stubenmädchen, Soldat oder Dirne: „Alle sind im Endeffekt gleich und wollen das Gleiche, und zwar eine Leere füllen und Liebe finden“, sagte Sängerin Marija-Katerina Jukic.

Ein Garten der Lüste

Und mitten drin ist da plötzlich ein Engel, erklärte Kerkoff: „Dieser Engel ist eigentlich auf der Suche nach der Liebe und versucht verzweifelt, jemanden zu finden, der sich wirklich einlässt und seine Seele öffnet.“

Sich aufeinander einlassen, das mussten auch die Darstellerinnen und Darsteller – zumal der „Reigen“ höchste Intensität erfordert. Unterstützt wird sie durch das Bühnenbild, welches den Garten der Lüste als wilde, chaotische Wiese darstellt: „Man konnte sich wirklich ganz viele so wichtige menschliche Fragen irgendwie selbst stellen“, so Jukic.

„Die Emotionen, wenn sie so stark sind – ich spreche jetzt natürlich nicht nur von Liebe, sondern von Lust –, also ich finde, das ist eine sehr chaotische Emotion, weil es nimmt die ganze Seele und unseren Körper und alles“, meinte Hana Ramujkic, die für das Bühnenbild zuständig war.

Große musikalische Vielfalt

Das Werk ist ein Gefühlschaos von Arthur Schnitzler, das der belgische Komponist Philippe Boesmans 1993 in eine Oper goss – gelungen, wie Sänger Christoph Gerhardus findet: „Wir haben von Monteverdi bis Wagner alles in diesem Stück. Aber es ist auch die Musik von Boesmans selber sehr spannend und mitreißend.“

Mitreißend ist die Inszenierung vom „Reigen“ der Kunstuniversität Graz allemal. Mitreißend war auch die erste vollständige Aufführung von Schnitzlers Bühnenversion 1920, die einen großen Theaterskandal provoziert hatte: Liebe, Lust, Leidenschaft und Sex könne man nicht auf eine Bühne bringen – so der Tenor damals. Bis Freitag ist die Neuinterpretation des Bühnenstücks noch im Grazer MUMUTH zu sehen.