Gerhard Milletich
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Milletich-Nachfolge: ÖFB stellt Weichen in Graz

Nach nur 15 Monaten ist Gerhard Milletich als Präsident des Österreichischen Fußballbundes (ÖFB) am Dienstag zurückgetreten. Bei einer Präsidiumssitzung am Freitag in Graz wird nun das weitere Vorgehen diskutiert und über eine Interimslösung entschieden.

Milletich ist beruflich Verleger und war zuletzt in der Kritik gestanden, weil er seine Position beim ÖFB genutzt haben soll, um Sponsoren für Inserate in seinen Medien zu bekommen. Der 66-jährige Burgenländer spricht von einer Negativkampagne und trat am Dienstag aus persönlichen Gründen als Präsident zurück – mehr dazu in Präsident Milletich erklärt Rücktritt (sport.ORF.at; 31.1.2023).

Bartosch: „Nicht alles negativ bewerten“

Für den steirischen Verbandspräsidenten Wolfgang Bartosch kam der Rücktritt letztlich „doch überraschend“, er könne die persönliche Entscheidung von Milletich aber „sehr gut nachvollziehen.“ Dass die erhobenen Vorwürfe auch für einen gewissen Imageschaden sorgen würden, sei „evident“.

Bartosch Präsident steirischer Fußballverband
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Der steirische Verbandspräsident Wolfgang Bartosch rechnet mit einem neuen ÖFB-Präsidenten bis Juni

Doch sollte man laut Bartosch nun „nicht alles negativ bewerten“: „Ich möchte schon positiv hervorheben, dass Präsident Milletich immerhin diese wichtige, richtungsweisende Entscheidung bezüglich Aspern – immerhin zukünftiger Geschäftssitz des ÖFB und Trainingszentrum – auf die Schiene gebracht hat; es gibt auch eine Entscheidung, was die Talenteförderung, also Akademien und Bundesnachwuchszentrum, betrifft, die er ebenso auf die Schiene gebracht hat.“ Mehr dazu in ÖFB stimmte für Baupläne in Aspern (16.12.2022; wien.ORF.at).

Präsidiumssitzung am Freitag in Graz

In einem nächsten Schritt kommt es am Freitag nun zu einer Präsidiumssitzung in Graz. Dabei werde der ÖFB laut Bartosch „einen der Vizepräsidenten zu beauftragen haben, dass er diese Aufgabe übernimmt. Theoretisch könnte dieser beauftragte Vizepräsident bis zum Ende der Funktionsperiode bleiben, aber ich gehe davon aus, dass auch die Mehrheit wünscht, dass wir eine Neuwahl durchführen. Dazu ist es notwendig, dass eine Bundeshauptversammlung einberufen wird und man kann davon ausgehen, dass das ungefähr Ende Mai, Anfang Juni sein wird.“

Bartosch vor Wiederwahl im steirischen Verband

Bartosch selbst stellt sich am Samstag als einziger Kandidat der Wiederwahl als Präsident im Fußballverband in der Steiermark und hat für die neue Funktionsperiode auch schon konkrete Pläne. Dazu gehört vor allem die Stärkung des Frauen- und Mädchenfußballs. Derzeit sind mehr als 32.000 Kinder in der Steiermark in einem Fußballverein angemeldet – 3.665 davon, und damit jedes neunte Kind, ist ein Mädchen. Bei den Funktionärinnen und vor allem bei den Trainerinnen hinken die Zahlen aber noch deutlich hinterher: So sind von mehr als 8.200 Trainern in der Steiermark nur 180 weiblich.

Die Tendenz sei allerdings steigend, sagte Bartosch. Das liege unter anderem an den Erfolgen des Frauen-Nationalteams: „Das hat auch Magnetwirkung, und da zeigt sich auch, dass vermehrt Mädchen zum Fußballsport finden. Wir werden das auch fördern, indem wir zum Beispiel Förderungen gewähren für reine Mädchenmannschaften.“

Um weite Fahrtstrecken vor allem in der Obersteiermark zu vermeiden, ist vom Präsidium ein neues System für die unteren Klassen angedacht. „Im Norden ist es so gedacht, dass es sozusagen im Herbst einen Grunddurchgang in den einzelnen Klassen gibt: Erste Klasse, Gebietsliga, Unterliga. Und im Frühjahr dann werden in Form eines Playoff-Systems die Aufsteiger und Absteiger ermittelt“, schilderte Vizepräsident Wolfgang Maier.

Verluste durch Pandemie kompensiert

Die abgelaufene Funktionsperiode war geprägt von der Pandemie, 2020 und 2021 mussten Meisterschaften vorzeitig sogar abgebrochen werden. „Die Pandemie hat natürlich uns im Fußballsport durcheinandergewirbelt, keine Frage, aber erfreulich ist, dass wir heute ein positives Resümee ziehen können. Es gibt kein Vereinssterben und wir haben auch die Verluste, die wir bei den Neuanmeldungen gehabt haben, mittlerweile kompensieren können“, so der Verbandspräsident. Vor allem dank der Förderungen durch den Bund, wie Bartosch sagte, der bereits seit 2011 an der steirischen Verbandsspitze steht und demnächst um vier Jahre verlängern dürfte.