Digitaler Stromzähler
dpa/Patrick Pleul
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Wirtschaft

Strompreis: Anfragenflut bei AK und Stromanbietern

Bei der Arbeiterkammer laufen derzeit die Telefone heiß, weil erste Abrechnungen durch die Stromanbieter höhere Kosten ergeben, als sich viele durch die Strompreisbremse ausgerechnet haben. Aber auch die Stromanbieter selbst haben deshalb mit vielen Anfragen zu tun.

Die ersten Jahresabrechnungen mit wirksamer Strompreisbremse bringen für viele Menschen eine unangenehme Überraschung: Ermittelt wird zuerst der Gesamtverbrauch zum Marktpreis laut Vertrag, und schon von dieser Summe wird die Umsatzsteuer berechnet; erst danach wird die Ersparnis durch die Strompreisbremse abgezogen. Dadurch sind die Gesamtkosten höher als von vielen erwartet.

„Das heißt, die Umsatzsteuer wird immer auf den gesamten Rechnungsbetrag zum vollen Preis ermittelt. Also effektiv ist der Zuschuss dann etwas geringer, wenn man diese höhere Umsatzsteuer mitrechnet“, sagte Karl-Heinz Kettl, Energiereferent der Arbeiterkammer Steiermark.

Telefonleitungen der Arbeiterkammer ausgelastet

Das kommt auch für viele Expertinnen und Experten überraschend, denn das Gesetz zur Strompreisbremse entstand durch einen Initiativantrag – es gab also keine Begutachtungsphase im Parlament –, und so wird diese Abrechnungsmethode vielen erst jetzt klar.

Dementsprechend heiß laufen derzeit die Telefonleitungen bei der Arbeiterkammer, so Kettl, man sei „mehr als ausgelastet. Vom Anfragevolumen her hat es sich – im Vergleich zu der ruhigeren Zeit – sicher verzehnfacht“.

Viele Anfragen auch bei der Energie Steiermark

Aber auch bei der Energie Steiermark gibt es derzeit tausende Anfragen zu aktuellen Abrechnungen: Bis zu 7.000 Anrufe an einem Tag verzeichne man im Kundenservice. „Wir haben in unserem Kundencenter im Moment mehr als doppelt so viele Nachfragen wie noch vor einem Jahr. Wir liegen derzeit bei rund 100.000 Anrufen im Monat. Vielen sind die neuen Unterstützungen des Bundes nicht klar, die Kriterien nicht klar“, so Konzernsprecher Urs Harnik.

Mit der zusätzlichen Regelung für Mehrparteienhäuser dürfte sich das noch verstärken – diese soll nämlich zusätzliche Entlastung bringen für alle Haushalte, in denen mehr als drei Personen leben; in der Steiermark dürften das rund 90.000 sein.

Der Bund erhebt über das zentrale Melderegister in den kommenden 18 Monaten drei Mal, wer genau bezugsberechtigt ist und übermittelt die Daten dann an die Stromanbieter. Die Energie Steiermark rechnet im März mit den ersten Daten: „Sobald wir die Liste der anspruchsberechtigten Haushalte vom Bund erhalten haben, werden von uns die entsprechenden Gutschriften im System vorgenommen, das passiert innerhalb weniger Tage. Sichtbar sind diese staatlichen Hilfen für die Kunden dann bei der nächsten Jahresabrechnung“, so Harnik.

Abzüge oft nicht sofort sichtbar

Konkret geht es um 60 Euro pro Person für den Zeitraum bis Juni 2023 und danach noch einmal je 50 Euro. Je nach Abrechnungsmonat könne es aber dazu kommen, dass die Abzüge nicht sofort sichtbar seien, erklärte Harnik: „Die Strompreisbremse zum Beispiel gibt es ja erst seit Dezember des letzten Jahres. Wer also gerade jetzt in diesen Tagen seine Stromrechnung bekommt, sieht darauf nur zwei Monate, in denen die Bremse tatsächlich greift, nämlich den Dezember und den Jänner. Erst bei der Abrechnung im kommenden Jahr, also im Februar 2024, kommt diese Hilfe also für das gesamte Jahr wirklich an und ist dann auch sichtbar.“

Das liege daran, dass die Stromrechnung immer ein Rückspiegel des Verbrauchs und der Kosten der letzten zwölf Monate sei, so Harnik.

Kostenbremse gilt nur für Hauptzähler

Es gibt aber noch ein Problem mit der Kostenbremse – sie gilt nämlich nur beim Hauptzähler. Hat man einen zweiten Zähler, dann zahle man den vollen Preis, erklärte der Energie-Experte der AK. Unter den derzeitigen Fördervoraussetzungen mache es deshalb Sinn, alles über den Hauptzähler laufen zu lassen und einen zweiten Zähler zu demontieren.

Das sei Mietern jedoch meistens nicht erlaubt, schränkte Karl-Heinz Kettl ein: „Man muss sich mit dem Eigentümer in Verbindung setzen, und man braucht jemanden, der den Stromkreis umlegt auf den Hauptzähler. Das macht üblicherweise ein Elektriker. Das E-Werk muss dann den Zähler demontieren.“ Dieser Vorgang sei somit ebenfalls mit Kosten verbunden.