Erdbeben in der Türkei
APA/AFP/OZAN KOSE
APA/AFP/OZAN KOSE
Chronik

Große Verzweiflung nach Türkei-Erdbeben

Die Opferzahl im Erdbebengebiet im türkisch-syrischen Grenzgebiet steigt weiter – und auch in Österreich ist die Betroffenheit groß. Der in Graz lebende Cuma Samlioglu ist gerade auf dem Weg in die Türkei, da er seine Familie noch nicht erreichen konnte.

Insgesamt lag die Zahl der Toten Dienstagvormittag bei mehr als 5.000, und nach wie vor werden viele Menschen unter den Trümmern vermutet. Die Rettungskräfte werden unterdessen durch schlechtes Wetter bei der Suche nach Überlebenden behindert – mehr dazu in Schwieriger Einsatz im Bebengebiet (news.ORF.at),

In der Steiermark leben derzeit knapp 10.000 Menschen, die türkischen Hintergrund haben – einer von ihnen ist Cuma Samlioglu: Er lebt seit 30 Jahren in Graz und arbeitet hier als Paketzusteller. Im Radio Steiermark-Interview ist ihm seine Verzweiflung anzuhören: Seit Montagfrüh versucht der 55-Jährige, seinen Bruder und dessen Familie in der Türkei zu erreichen – sie leben direkt im Erdbebengebiet. „Wir haben keinen Kontakt. Kein Handy, kein Internet, keine Verbindung. In der Zeit seit Montag haben wir keinen Kontakt mit den ganzen Verwandten. Kontaktlos.“

„Meine Verwandten sind unter den Trümmern“

Seine Schwägerin und sein Schwager seien aus den Trümmern gerettet worden, das habe er erfahren – beide sind verletzt. Wie es den drei Kindern des Paares geht, die im selben Haus leben, weiß niemand: „Das Netz ist gebrochen, kein Strom. Meine Verwandten sind jetzt unter den Trümmern“, fürchtet der 55-Jährige.

Gemeinsam mit seiner Frau will er nun in die Türkei reisen, helfen und seine Familie suchen – das wollen derzeit laut Samlioglu aber viele. Ob sie überhaupt einen Platz im Flugzeug bekommen, ist unklar: „Das Schlimmste ist, dass man nicht fliegen kann. Manche Leute versuchen, mit dem Auto zu reisen. Das Wetter ist ganz schlecht.“

Im Erdbebengebiet hat es derzeit Minusgrade; der Flughafen nahe seiner Heimatstadt sei eingestürzt, viele Straßen kaputt – es werde wohl schwierig, überhaupt in die Stadt zu kommen: „Wir probieren es jetzt. Wir sind unterwegs Richtung Flughafen Wien.“

Erdbeben in der Türkei
APA/AFP/LOUAI BESHARA
Teilweise suchen Helfer mit bloßen Händen nach Überlebenden

Zum Schluss des Gesprächs verlässt den Grazer die Stimme: Er weint und bittet um Spenden für das Erdbebengebiet und die Überlebenden – und er hofft, möglichst bald eine Nachricht von seinem Bruder zu bekommen.