Baustelle, Bauarbeiter, Arbeitslosenzahlen
APA/Harald Schneider
APA/Harald Schneider
Wirtschaft

Teuerung befeuert die Schwarzarbeit

Die Teuerung lässt die Schwarzarbeit wieder florieren, das zeigt eine aktuelle Erhebung durch die Linzer Johannes-Kepler-Universität. Demnach dürfte es heuer auch in der Steiermark um rund zehn Prozent mehr Aufträge im „Pfusch“ geben als noch im Vorjahr.

Die Preise steigen, wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Laut aktueller Erhebung durch die Linzer Johannes-Kepler-Universität hätten daher zwei Drittel der steirischen Bevölkerung den Eindruck, sich viele Dinge ohne Schwarzarbeit gar nicht mehr leisten zu können. Und damit dürften heuer Aufträge im Volumen von 2,5 Milliarden Euro im „Pfusch“ vergeben werden, noch größer das Volumen nur in Wien, Nieder- und und Oberösterreich.

Baugewerbe am stärksten betroffen

„Am stärksten betroffen sind das Baugewerbe und Handwerksbetriebe, wobei ich hier die Reparatur mit hinzurechne – das sind fast 40 Prozent. Dann kommen die haushaltsnahen Dienstleistungen wie Nachhilfe, Friseur, KFZ, aber auch das Dienstleistungsgewerbe, wie Hotels – alles Bereiche, in denen der Pfusch blüht und gedeiht“, fasst der auf Schwarzarbeit spezialisierte Wirtschaftswissenschafter Friedrich Schneider zusammen.

Schwarzarbeit als zweischneidiges Schwert

Die boomende Schattenwirtschaft verursacht zwar einen volkswirtschaftlichen Schaden, laut Schneider gebe es aber auch eine andere Seite zu beachten: „Niemand pfutscht, um das Sparbuch aufzufüllen, sondern jeder Pfuscht, weil er eine Anschaffung machen will, weil Reparaturen anstehen, weil er zum zweiten Mal in die Ferien fahren will und dieses im Pfusch verdiente Geld wird in der Regel zu 80 Prozent wieder in der offiziellen Wirtschaft ausgegeben.“

Das stabilisiere die Wirtschaft sogar und helfe laut Schneider, „schwere Rezessionszeiten abzumildern.“ Viel gravierender würden sich jedoch die fehlenden Sozialversicherungs- und Krankenversicherungsbeiträge auswirken: „Die zusätzlichen Unfälle, die auch bei der Schwarzarbeit entstehen und als Freizeitunfälle getarnt werden – das kostet dem Staat etliche Milliarden und hier hat er eigentlich den größten Verlust zu tragen.“

Auch Schwarzarbeit wird teurer

Zusätzlich zeigt die Erhebung, dass der Stundensatz auch bei Schwarzarbeit mit der starken Nachfrage deutlich gestiegen ist: „Wir haben einen krassen Arbeitskräftemangel in Österreich, gerade in Bereichen, wo Pfuschen sehr en vogue ist, wie im Restaurantbereich sowie im gesamtem Reparatur- und Handwerksbereich und da sagt der Pfuscher: ‚Wenn ich schon am Wochenende arbeite, dann möchte ich auch ein bisschen mehr verdienen‘ – und verlangt mehr Geld.“ Und das werde auch bezahlt, weil es eben an Alternativen mangle.

Österreichweit ist die Schattenwirtschaft 2022 auf knapp 29 Milliarden Euro gestiegen, das ist ein Plus von 3,6 Prozent oder von einer Milliarde Euro im Vergleich zum Jahr davor. Im Vergleich der EU-Länder wird in Österreich damit am wenigsten gepfuscht.