Rohbau eines Hauses
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Wirtschaft

WK fordert Vereinfachung bei Wohnkrediten

Die Nachfrage an Wohnbaukrediten ist seit Sommer um 70 Prozent gesunken, so die Wirtschaftskammer Steiermark (WK). Grund dafür sind Verschärfungen der Vergaberichtlinien. Tausende Jobs in der Bauwirtschaft seien gefährdet. Jetzt fordert die WK gemeinsam mit Vertretern der Bauwirtschaft und Banken deutliche Erleichterungen.

Mit dem Inkrafttreten der so genannten KIM-Verordnung letzten August ist es deutlich schwieriger geworden, an einen Wohnkredit zu kommen. Seither müssen beim Kauf mindestens 20 Prozent an Eigenkapital verfügbar sein, die Laufzeit des Kredits darf 35 Jahre nicht überschreiten und die monatliche Rückzahlung muss unter der Grenze von 40 Prozent des Haushaltseinkommens bleiben. Ausgenommen davon sind lediglich Kredite bis 50.000 Euro.

70 Prozent weniger Kreditanfragen

Folge dieser Verschärfungen war in den vergangenen Monaten ein massiver Einbruch der Wohnbaufinanzierungen. „Die Nachfragen sind um bis zu 70 Prozent gesunken“, sagt Martin Schaller, Obmann der Sparte Banken in der WKO Steiermark.

Nun hat das Finanzmarktstabilitätsgremium Lockerungen im Bereich der Zwischenfinanzierungen empfohlen. So können nun 80 Prozent des geschätzten Marktwerts als Sicherheit angerechnet werden. Erleichterungen soll es auch bei der Vorfinanzierung von nicht rückzahlbaren Zuschüssen durch Gebietskörperschaften geben. Auch die Geringfügigkeitsgrenze soll mit 1. April bei Paaren von aktuell 50.000 auf 100.000 Euro angehoben werden. Darüber hinaus ist für Kreditinstitute ein Ausnahmekontingent vorgesehen.

Bauwirtschaft unter Druck

Für die Wirtschaftskammer Steiermark sowie Vertreter von Banken, Bau- und Immobilienwirtschaft gehen diese angekündigten Lockerungen aber nicht weit genug. „Wir brauchen hier dringend weitere Erleichterungen, sonst droht der steirischen Bauwirtschaft als Konjunkturmotor und Garanten zigtausender Arbeitsplätze ein massiver Einbruch“, warnen Wirtschaftskammer-Präsident Josef Herk und Direktor Karl-Heinz Dernoscheg.

Sie fordern eine deutliche Senkung des Eigenmittelanteils sowie eine Verlängerung der möglichen Kreditlaufzeit und eine, wie sie sagen, realistische Anpassung ans verfügbare Haushaltseinkommen.

Wirtschaftliche Einbrüche absehbar

Für Martin Schaller sind die angekündigten Änderungen erst ein kleiner Schritt in die richtige Richtung: „Es braucht weitere Schritte, um einerseits vor allem jungen Menschen Wohneigentum zu ermöglichen und andererseits die starken Rückgänge bei der Kredit-Vergabe sowie die wirtschaftlichen Einbrüche in den betroffenen Branchen abzufedern.“

Stillstand bei gefördertem Wohnbau

Auch die Bau- und Immobilienwirtschaft übt Kritik. „Wir haben jetzt noch Aufträge, aber bis zum Sommer leeren sich die Auftragsbücher. Wir steuern da auf enorme Probleme zu, denn zusätzlich zu den Herausforderungen durch die erschwerten Kreditaufnahmen verzeichnen wir auch beim geförderten Wohnbau aktuell einen Totalstopp durch die derzeitigen Förderbedingungen," so Bauinnungsmeister Michael Stvarnik.

„Kreditklemme beseitigen“

Für den Obmann der Immobilien- und Vermögenstreuhänder, Gerald Gollenz, brauche es gravierende Änderungen um weitreichenden, wirtschaftlichen Schäden vorzubeugen: „Unsere Forderungen wurden bei weitem nicht erfüllt. Die Schuldendienstquote müsste auf 50 Prozent erhöht werden und bei der Zwischenfinanzierung sollte die bestehende Immobilie zu 100 Prozent als Eigenkapitalersatz angerechnet werden.“ Sonst werde sich an der bestehenden Kreditklemme nichts ändern, ist Gollenz überzeugt.