Energie Steiermark in Graz von außen
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Wirtschaft

Pro & Kontra: WIFO-Experte zu Energie-Deal

Das Land wird mehr als 25 Prozent der Energie Steiermark zurückkaufen und somit Alleineigentümer sein. Für den WIFO-Experten Michael Böheim ist das ein positiver Schritt – er warnt aber auch vor Risiken, wie etwa neuerlichen Schulden des Landes, und einer möglichen Einflussnahme durch die Politik.

Das Land Steiermark hält derzeit knapp 75 Prozent der Energie Steiermark. Die übrigen 25 Prozent sollen einer australischen Investmentgruppe abgekauft werden. Die Kosten belaufen sich auf 525 Millionen Euro, das hat die Landesregierung am Mittwoch öffentlich mitgeteilt – mehr dazu in Land kauft Energie-Steiermark-Anteile zurück.

Künftig wird also das Land Steiermark wieder zu 100 Prozent Eigentümer der Energie Steiermark sein. Michael Böheim vom Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) sieht Vor- und Nachteile: „Grundsätzlich zieht das Land Steiermark eine Option, die es erlaubt, über die gesamte Unternehmensstrategie der Energie Steiermark allein zu entscheiden.“

Neue Schulden als mögliches Risiko

Finanziell sei die Entwicklung des Energiesektors am Aktienmarkt allerdings nicht absehbar, und das Land brauche einen Kredit: „Das Risiko besteht darin, dass entsprechende Mittel über zusätzliche Schulden aufgenommen werden. Das kann teilweise natürlich durch rückfließende Dividenden refinanziert werden, aber natürlich steigt der Schuldenstand des Landes Steiermark vorläufig an. Aber wenn es wieder verkauft wird, kann der Verkaufserlös diese Schulden mindern.“

Wifo Experte Michael Böheim
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WIFO-Experte Michael Böheim erklärte die Vor- und Nachteile rund um den Ankauf von Energie Steiermark-Anteilen durch das Land

Sinkt der Wert des Unternehmens, könne das Land diese Phase aussitzen, meinte der Wirtschaftswissenschaftler: Das Land wolle zwar Anteile wieder abgeben, müsse das aber nicht zwingend zu einem bestimmten Zeitpunkt tun. Böheim sagte allerdings auch, dass ein Partner eine andere Sichtweise einbringen würde, was wohl vorteilhaft wäre.

Experte sieht mögliche Einflussnahme als Herausforderung

Außerdem bestehe bei Alleineigentümern eine weitere Gefahr: „Man darf gespannt sein, wie politische Begehrlichkeiten vom Eigentümer abgewehrt werden können – weil die sind natürlich viel, viel größer, wenn das Unternehmen zu 100 Prozent im öffentlichen Eigentum steht.“ Böheim zeigte sich außerdem verwundert darüber, dass die Landesregierung vor der Kaufentscheidung nur österreichische Experten zurate gezogen hat.