Im alten Duell zwischen Ärztinnen und Ärzten und Apothekerinnen und Apothekern um die Hausapotheke zog die Ärztekammer am Mittwoch den Umstand aus dem Talon, dass derzeit in der Steiermark rund 400 Medikamente wegen Lieferengpässen nicht oder nur eingeschränkt verfügbar sind.
Alternative Präparate verschreiben dürfe aber nur der Arzt und nicht der Apotheker – deshalb sei es jetzt dringlicher denn je, die Zahl der ärztlichen Hausapotheken zu erhöhen, sagte der steirische Ärztekammerpräsident Michael Sacherer: „Wichtige Medikamente sollten Patienten direkt bei ihrer Hausärztin, bei ihrem Hausarzt bekommen können – das wollen ja unsere Patienten selbst. Auf der anderen Seite ist es gut für das Klima, wenn die Wegstrecken wegfallen, und auch gut für die budgetäre Ausgestaltung.“
Hausapotheken gegen Ärztemangel
Ebenso gut wäre das für die Zukunft so mancher Arztpraxis, meinte Karl Heinz Schrötter, Referent für Hausapotheken: Ärzte mit Praxen ohne Hausapotheke würden oft keinen Nachfolger finden. „Mehr ärztliche Hausapotheken sind ein Mittel gegen den dringenden Ärztemangel. Die ärztlichen Hausapotheken und die öffentlichen Apotheken können sehr gut nebeneinander bestehen und sind nicht in einem Konkurrenzverhältnis zu sehen“, so Schrötter.
Ärztekammer-Vizepräsident Dietmar Bayer möchte hier, wie er am Mittwoch sagte, mit einem Missverständnis aufräumen: „Die Hausapotheker beziehen auch über die öffentliche Apotheke – dann sind die nicht gefährdet. Die verschreibungspflichtigen Medikamente machen außerdem rund 20 Prozent des Apothekenumsatzes aus – auch das ist kein Argument, warum man sich hier fürchten muss.“
„Ein Kampf gegen die Bevölkerung“
151 Apotheken gibt es aktuell in der Steiermark, mehr als 200 seien es noch vor 20 Jahren gewesen, sagte Sacherer, der das Wunschziel so formulierte: „Es ist unserer Ansicht nach in jeder Primärversorgungseinheit, aber auch in jeder Einzelpraxis die Notwendigkeit, Medikamente direkt an die Patientinnen und Patienten abzugeben.“
„Der Verdrängungswettbewerb, den öffentliche Apotheken gegen ärztliche Hausapotheke führen, ist ein Kampf gegen die Bevölkerung“, ließ wiederum Bayer ausrichten. In der Schweiz beispielsweise funktioniere das Nebeneinander von Apotheke und ärztlicher Hausapotheke.