Gastronomie im Lockdown
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Wirtschaft

Mehr finanzielle Probleme in Gastronomie

Die Insolvenzen in der steirischen Gastronomie häufen sich – heuer liegt man bisher branchenübergreifend sogar auf Platz eins. Kreditschützer befürchten dennoch keine Pleitewelle.

Die Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe sind traditionell anfälliger für Insolvenzen als andere Branchen und in der Statistik immer unter den Top drei zu finden.

Derzeit lägen sie aber sogar auf Platz eins, sagte Rene Jonke, Leiter des Kreditschutzverbandes von 1870 in Graz: „Ich kann bestätigen, dass in den ersten zwei Monaten des heurigen Jahres rund ein Fünftel aller Insolvenzen, die in der Steiermark eröffnet wurden, im Bereich der Gastro- und Beherbergungsbranche zu finden ist. Wenn man es sich branchenübergreifend anschaut, muss man sagen, dass die Gastrobranche somit am ersten Platz liegt.“

Auch Traditionsbetriebe betroffen

Heuer gibt es laut KSV bisher 15 Gastro-Insolvenzen, 2022 waren es fünf. Auch wenn Traditionsbetriebe wie das Cafe Ritter in Graz oder die Buchtelbar in Wenigzell in die Zahlungsunfähigkeit rutschten oder die Konditorei Koppitz in der Südsteiermark aus finanziellen Gründen schließt, so rechnet Jonke dennoch nicht mit einer Gastro-Pleitewelle: Er geht davon aus, dass das Vor-Corona-Niveau von 2019 erreicht oder leicht überschritten wird.

„Der Trend, ins Gasthaus zu gehen, hat gelitten“

Auch beim Alpenländischen Kreditorenverband AKV bestätigte man, dass es derzeit verstärkt Insolvenzen in der Gastronomie gibt. Markus Graf vom AKV sagte, dass durch die staatlichen Corona-Unterstützungen bisher einige durchgetaucht seien, aber „der Trend, ins Gasthaus zu gehen, hat gelitten, und das ist jetzt natürlich noch einmal verstärkt worden durch die massiven Teuerungen. Andererseits hat man in der Gastronomie mit erhöhten Kosten zu kämpfen, und dass man auch im Gastrobereich ganz massiv um Arbeitnehmer ringt, die einfach nicht zu bekommen sind.“

Kein „Insolvenz-Tsunami“ zu befürchten

Vielfach funktioniere auch der Generationenwechsel in den Traditionsbetrieben nicht, so Graf, und auch Außenstehende würden unter den derzeitigen Rahmenbedingungen nicht übernehmen wollen. Graf rechnet damit, dass die Gastro-Insolvenzen weiter steigen, aber keinesfalls mit einem „Insolvenz-Tsunami“, wie er sagte.