Science-Team
ORF
ORF
Wissenschaft

Ex-Pflegerin will Pflegealltag verbessern

Eine ehemalige Pflegerin, die die Pflege-Arbeitswelt verbessern will – das ist Martina Aubel. Mit ihrem Forschungsteam arbeitet sie bei Joanneum Research an digitalen Lösungen für die Gesundheitspflege. Ihr Ziel? Weniger Bürokratie, mehr Zeit für Patienten.

Seit 2001 lebt und arbeitet die gebürtige Slowakin Martina Aubel in der Steiermark – gestartet hat die zweifache Mutter ihre Karriere im Pflegebereich: „Ich bin gelernte Krankenschwester, habe 2001 im Klinikum Graz meine Ausbildung zur Allgemeinen Diplomkrankenschwester gemacht und anschließend zwölf Jahre lang als Anästhesieschwester im LKH Graz gearbeitet.“

„Die Pflege pflegt nicht mehr, sie dokumentiert“

Heute bringt sie ihre Erfahrungen und Ideen am Health-Institut von Joanneum Research ein – und zwar als erste Forschungsgruppenleiterin für Digital Healthcare Solutions: „Wir versuchen die Lücken zu schließen, das Pflegepersonal zu entlasten, zu empowern. Die Krankenpflege braucht Zeit, um sich um Patienten zu kümmern; gute digitale Lösungen können das ermöglichen! Die Pflege beschäftigt sich aktuell zu viel mit der Administration, mit Dokumentation.“

Science-Team
ORF
Aubel: „Die Pflege pflegt nicht mehr, sie dokumentiert“ – und genau das sollen die digitalen Lösungen ihres Teams ändern

Eine Diplomkrankenschwester verbringe fast ein Viertel ihrer Arbeitszeit „nur mit Dokumentiererei. Und genau das ist, was wir ändern möchten, weil die Kernaufgabe ist in den letzten Jahren leider verloren gegangen – die Pflege pflegt nicht mehr, sie dokumentiert“.

Künstliche Intelligenz zur Risikoanalyse

Mit Hilfe digitaler Lösungen sollen Gesundheitseinrichtungen Patienteninformationen künftig um einiges rascher abgleichen können, so Wissenschaftler Philip Stampfer – „zum Beispiel das soziale Umfeld; wie ist der Zustand des Patienten bei der Aufnahme, bei der Entlassung, und mit unserem System, an dem wir derzeit arbeiten, soll es dann möglich sein, diese Daten automatisch aus dem Computersystem im Krankenhaus zu extrahieren. Wir wollen Doppel-Dokumentationen vermeiden“.

Science-Team
ORF
Aubel ist die erste Forschungsgruppenleiterin für digitale Lösungen in der Gesundheitspflege am Health-Institut von Joanneum Research

Und künstliche Intelligenz (KI) könne noch mehr, betonte Datenwissenschaftler Julian Gutheil: „Der Vorteil an KI ist, dass wir große Datenmengen analysieren können, Muster finden können. Das hilft zum Beispiel der Pflege oder Ärzten, indem Risiken frühzeitig erkannt werden können, die man als Mensch so nicht erkennen könnte“ – wie etwa die Wahrscheinlichkeit eines Sturzes oder einer Schluckstörung.

„Wir Frauen haben auch etwas zu sagen“

Weniger Bürokratie-Aufwand in der Pflege und mehr Zeit für Patientinnen und Patienten – das ist der Plan von Aubel und ihrem Team. Mehr Frauen in der Forschung, in technischen Bereichen, in Führungspositionen, ihre Kür: „Die Frauen sollten sich viel mehr trauen, sich zu Wort melden, dazu stehen, was sie antreibt, motiviert. Authentisch bleiben. Und auch wenn ein Raum voller Männer ist und man die einzige Frau ist – sagen, was man am Herzen hat: Wir Frauen haben auch etwas zu sagen“ – und das nicht nur am Weltfrauentag.