Thema „Kindergarten/Kinderbetreuung“: Eine Betreuerin mit Kindern
APA/HARALD SCHNEIDER
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POLITIK

Pro und Kontra Kinderbetreuungsgesetz

Die Begutachtungsphase zum Kinderbetreuungsgesetz ist zu Ende. Gemeinden, Träger sowie Elementarpädagogen gaben Stellungnahmen ab. Die stufenweise Senkung der Kinderzahlen wird positiv gesehen, es gibt aber auch scharfe Kritik.

Um den Personalmangel in der Elementarpädagogik zu entschärfen und den Job wieder attraktiver zu machen, soll mit kommendem Kindergartenjahr das neue steirische Kinderbildungs- und Betreuungsgesetz in Kraft treten und entsprechende Rahmenbedingungen schaffen.

Scharfe Kritik an geplanter Vertretungsregel

Mehr als 100 Stellungnahmen zum neuen Gesetz langten in den vergangenen vier Wochen ein. Scharf kritisiert wird die geplante neue Vertretungsregel: Diese sieht vor, dass der Betreiber erst nach sechs Wochen für Ersatz sorgen muss, sollte ein Mitarbeiter längere Zeit ausfallen. In der Zwischenzeit soll laut Entwurf eine Pädagogin, ein Pädagoge oder eine Betreuungsperson einer anderen Gruppe aushelfen.

„Diese Regelung ist für uns eine Fahrlässigkeit und geht gar nicht mit der Aufsichtspflicht einher, geschweige denn, dass man gar keine Zeit mehr für Kinder hat und nur noch schaut, dass nichts passiert. Es ist vielleicht eine Erleichterung für den Erhalter, aber was man den Kindern und dem Personal, das es ohnehin nicht gibt, damit antut, das geht einfach nicht“, sagte Alexandra Obendrauf, Sprecherin des Steirischen Berufsverbandes für Elementarpädagogik.

Auch die Personalvertretung von rund 600 Kinderbetreuerinnen und -betreuern in Graz fordert einen sofortigen Ersatz: Es sei unmöglich, eine Kindergruppe ohne Vertretung zu führen.

Weniger Kinder und weniger Plätze in Graz

Im Gesetzesentwurf aufgenommen wird die langjährige Forderung der Elementarpädagoginnen und -pädagogen nach Senkung der Höchstkinderzahlen. Schon ab Herbst sollen maximal 24 Kinder von einer Pädagogin oder einem Pädagogen betreut werden, stufenweise bis 2027 nur noch 20.

Schon im kommenden Kindergartenjahr würde das für die Stadt Graz rund 280 Plätze weniger bedeuten, so Bildungsstadtrat Kurt Hohensinner (ÖVP): „Das ist einerseits pädagogisch sehr wertvoll, andererseits werden wir einigen Familien keinen Platz anbieten können. Es sei denn, wir geben in jede Gruppe eine Betreuerin mehr hinein, dann können wir bei der Gruppenhöchstzahl bleiben, aber in Zeiten des Personalmangels ist das schwierig.“

Kritikpunkt: Zu viele neue Gesichter

Laut Gesetzesentwurf soll Personal flexibler eingesetzt werden können. Hier gab Thomas Plautz vom Kinderbüro des Landes zu bedenken: „Die Kinder brauchen eine kontinuierliche Regelmäßigkeit in der Betreuung. Ich höre von Eltern, dass in manchen Gruppen alle zwei Wochen ein neuer Betreuer kommt. Das heißt, da haben dann Kinder in eineinhalb Monaten drei, vier neue Gesichter.“

Prüfung angekündigt

Alle eingebrachten Stellungnahmen werden nun geprüft, hieß es aus dem Büro von Bildungslandesrat Werner Amon (ÖVP). Er betonte, dass Experten, Träger und Pädagoginnen sowie Pädagogen im Vorfeld eingebunden gewesen seien. Die Novelle zum Kinderbildungs- und Betreuungsgesetz soll noch vor dem Sommer im Landtag beschlossen werden.