Gang oder Korridor in Krankenhaus
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Soziales

Pflegekräfte-Mangel: Warten bis nach Ostern

Weil Pflegekräfte fehlen, wird die Lungenfachabteilung am LKH Graz über das Wochenende geschlossen. Es gibt Notbetten. Die Personalvertreter mahnen rasches Handeln ein, um Pflegekräfte zu halten. Die Politik verwies auf Gespräche nach Ostern, erste Maßnahmen sollen da präsentiert werden.

Rund 550 diplomierte Pflegekräfte fehlen derzeit vor allem am LKH Hochsteiermark in Leoben und in Graz an den Standorten LKH West und an der Universitätsklinik, so Zentralbetriebsrat Michael Tripolt.

500 Pflegekräfte hören pro Jahr auf

Es werde ausgeholfen und umgeschichtet, weil von den rund 8.200 Pflegekräften der Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) immer mehr aufhören. „Es ist leider so, dass wir kontinuierlich Diplompflegekräfte verlieren – rund ein Prozent im Quartal. Das ist auf Dauer natürlich nicht hinnehmbar, weil irgendwann geht es dann nicht mehr“, so Tripolt.

Rechnet man diesen Trend auf ein Jahr hoch, ergibt sich laut Tripolt eine düstere Prognose: „Wenn der jetzige Trend so weiter läuft, kann man sagen, wir verlieren im Jahr 500 Diplompfleger, die wir nicht nachbesetzen können.“

Mehrteiliges Konzept vorhanden

Es sei dringend notwendig, beim Gehalt und bei der internen Kommunikation nachzubessern; auch eine gleichmäßige Verteilung der Arbeitsbelastung bis hin zu einem landesweiten Leitsystem für Patientenströme seien notwendig.

Es gebe ein dreiteiliges Konzept, sagte der KAGes-Zentralbetriebsrat: „Der erste Teil, die Vordienstzeitenregelung, ist seit letztem November fix und fertig. Das liegt bei der Landesregierung, um zu entscheiden, da ist leider das letzte halbe Jahr nichts weitergegangen. Der zweite Teil, die Gehaltsverhandlungen, dazu haben wir aufgefordert, aber leider bisher ohne Echo auch aus der Landesregierung. Und ich glaube, es ist dringend erforderlich, dass hier gehandelt wird.“

Tripolt appellierte, auch in der Ausbildung wieder einen Schritt zurück zu machen: Dass derzeit Matura erforderlich sei, schließe 60 Prozent der Bevölkerung von der Pflegeberufsausbildung aus.

Tripolt: Verhandlungsaufforderungen blieben ungehört

Wer eine Stellungnahme von der Landesregierung möchte, wurde Freitagvormittag zunächst in den Ressorts hin und her geschickt. Dieses Ping-Pong-Spiel kenne auch er, sagte Tripolt. Verhandlungsaufforderungen von Ende Jänner seien bisher ungehört verhallt. Es gehe ihm nur darum für die Pflegefachkräfte, die unter immer größeren Belastungen arbeiten müssen, endlich Verbesserungen zu erreichen und den Beruf wieder attraktiver zu machen.

Amon: Planen, Gespräche nach Ostern zu beginnen

Geht es um bessere Gehälter und eine neue Vordienstzeitenregelung liegt der Ball bei Personallandesrat Werner Amon (ÖVP). Er sagte am Freitag: „Soweit ich weiß, hat die Personalvertretung ja mit dem KAGes-Vorstand und mit der Gesundheitslandesrätin immer wieder Gespräche geführt. Darf aber sagen, dass wir planen, nach Ostern in strukturierte Verhandlungen über all die wichtigen Fragen, die hier besprochen werden müssen, zu führen – das werden wir nach Ostern beginnen.“

Vier bis fünf konkrete Maßnahmen

Bei diesen Gesprächen ist auch Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) dabei. Das bestätigte ihr Büro am Freitag. Vier bis fünf konkrete Maßnahmen werde man nach Ostern präsentieren, hieß es. Eine davon ist ein Stipendienmodell in dem Pflegeassistenten zu diplomierten Fachkräften aufgestuft werden. Sie werden berufsbegleitend ausgebildet. So wolle man Anreize schaffen, Fachkräfte in der Pflege zu halten. Das Büro von Landeshauptmann-Stellvertreter Anton Lang (SPÖ) bestätigte, dass man nach Ostern auch am Verhandlungstisch sitzen werde. Lang ist für die Finanzen zuständig.