Am stärksten von der Schmelze betroffen ist das Schlatenkees in Osttirol, gefolgt von der Pasterze: Sie zog sich vergangenes Jahr um 87,4 Meter zurück, mehr als doppelt so viel wie im Jahr zuvor – mehr dazu in Pasterze verlor Eis in Donauturm-Länge (kaernten.ORF.at); auch beim Schladminger Gletscher im Dachsteinmassiv waren es über 20 Meter.
Zu wenig Schnee – zu heißer Sommer
Fehlender Schnee im letzten Winter und der überdurchschnittlich heiße Sommer seien die Gründe für den rapiden Gletscherschwund, so Andreas Kellerer-Pirklbauer vom Institut für Geografie an der Uni Graz, das den Bericht im Auftrag des Alpenvereins erstellt.
Die Schneereserven seien schon im Juli aufgebraucht gewesen, das Gletschereis hatte keinen Schutz mehr. „Das Eis ist ja sozusagen das Erbe, und da geht’s darum, wenn es ein guter Winter und ein guter Sommer für die Gletscher wäre, dann bleibt eben viel von diesem Erbe zurück – das war aber nicht der Fall. Viel von dem Eis ist weggeschmolzen.“
Dramatische Klimaveränderung nötig
Was man dagegen tun könne? Aktuell sehr wenig, so der Wissenschaftler. „Wenn es heute zehn kalte Winter gäbe, würden sich vielleicht ein paar Eismassen stabilisieren, aber die großen Gletscherzungen, die sind viel zu träge, sie würden sich weiter zurückziehen. Also wir bräuchten wirklich eine dramatische klimatische Veränderung, dass sich die Gletscher wieder erholen können, und das sieht aktuell nicht so aus.“
Dachstein-Gletscher kann in 15 Jahren Geschichte sein
Sollten die aktuellen Entwicklungen in den kommenden Jahren andauern, werde Österreich spätestens 2075 gletscherfrei sein; beim Dachstein könnte es sogar schneller gehen: „Das wird vielleicht gar nicht mehr so lange dauern, und dann wird auch der Schladminger Gletscher Geschichte sein. Das können wenige Jahrzehnte sein, kann aber auch in 15 Jahren sein.“ Dem Klimawandel stark entgegenwirken – das sei die einzige Möglichkeit, das Gletschersterben zumindest bis ins nächste Jahrhundert hinauszuzögern, so Pirklbauer.