CHRONIK

Klimaprotestwelle in Graz angekündigt

Klimaaktivisten haben am Dienstag eine angekündigte mehrtägige Protestwelle in Graz gestartet. Der Bereich rund um die Grazer Oper wurde von Aktivisten der „Letzten Generation“ blockiert, unterstützt von Vertretern aus Kunst und Kultur.

Man wolle „vor den grauenhaften Auswirkungen der Klimakatastrophe warnen und die Bundesregierung endlich ins Handeln bringen“, argumentierten die Klimaaktivisten die von ihnen bereits im Vorfeld für Graz angekündigten Aktionen.

Drei Straßen im Zentrum von Graz blockiert

Tatsächlich wurde dann Dienstagfrüh der Bereich rund um die Grazer Oper von rund zehn Klimaaktivisten blockiert: Die Vertreter der „Letzten Generation“ klebten sich auf drei Straßen rund um die Oper fest und machten so auf ihre Anliegen aufmerksam. Größere Verkehrsbehinderungen gab es jedoch nicht – die Autofahrer konnten trotz Frühverkehrs ihre Fahrzeuge rechtzeitig wenden und ausweichen, oder an den Aktivisten vorsichtig vorbeifahren.

Unterstützung von Künstlern und Lisa Rücker

Unterstützung bekamen die Aktivisten in Graz von etwa zwei Dutzend Künstlerinnen und Künstlern, Architekten, Theatermachern und auch von der ehemaligen Grazer Vizebürgermeisterin Lisa Rücker (Die Grünen): "Ich unterstütze die „Letzte Generation", weil ich immer für Ökologie zuständig war und mir das Thema ein großes Anliegen ist, aber vor allem aus Solidarität. Es ist dringend notwendig, dass im Klimaschutz etwas weitergeht, dass entsprechende Gesetze und Maßnahmen kommen, von denen schon lange geredet wird. Es ärgert mich wahnsinnig, dass KlimaaktivistInnen kriminalisiert werden.“

Fotostrecke mit 8 Bildern

Klimaprotest in Graz
ORF
Klimaprotest in Graz
ORF
Klimaprotest in Graz
ORF
Klimaprotest in Graz
ORF
Klimaprotest in Graz
ORF
Klimaprotest in Graz
ORF
Klimaprotest in Graz
ORF
Klimaprotest in Graz
ORF

„Erst der Anfang einer Welle“

Nachdem sich bereits die Stadt Bregenz solidarisch mit den Klimaaktivistinnen und -aktivisten erklärt hat, hofft Rücker auf ein ähnliches Zeichen auch von der Stadt Graz.

„Uns ist bewusst, dass wir damit auf wahnsinnig viel Missverständnis stoßen und den Leuten wahnsinnig auf die Nerven gehen. Deshalb fordern wir von der Grazer Stadtregierung nicht, dass sie sich hinter unsere Protestform stellen oder hinter die ‚Letzte Generation‘, aber es geht einfach darum, dass sie sich solidarisch mit unseren Forderungen zeigen. Es gibt jetzt kein Limit, das wir ihnen setzen; es wird weitere Proteste geben, das ist erst der Anfang der Welle“, so Aktivist Valentin Bast.

Aktivisten hoffen auf Solidarität der Stadtregierung

Die Aktivistinnen und Aktivisten der „Letzten Generation“ fordern eine Erklärung der Bundesregierung, dass künftig keine neuen Öl- und Gasprojekte mehr vorangetrieben werden, ein Fracking-Verbot und Tempo 100 auf den Autobahnen.

Bereits am Ostermontag hatten die Aktivisten ein Mail u. a. an die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) geschrieben, um ein Gespräch gebeten und ihre Forderungen deponiert. Mit der Stadt Graz habe es bereits erste Gespräche gegeben, so einer der Aktivisten: „Wir sehen eine sehr gute Gesprächsbasis und viel Entgegenkommen von Seiten der Grazer Stadtregierung.“ Auch er hofft auf eine Solidaritätsbekundung seitens der Grazer Stadtpolitik und eine lokale Umsetzung des vom KlimabürgerInnenrat beschlossenen Maßnahmenpakets. „Wir sehen das als einen rationalen Schritt, den die Grazer Stadtregierung unterstützen sollte, weil die österreichischen Bürger direkt entscheiden können, wie sie ihre Zukunft gestalten wollen, und nicht die ÖVP und ein Klima-Leugner-Kanzler“, so der Aktivist.

Mehr als 50 Anzeigen

Gefahrenstoffkundige Organe der Polizei lösten die Handflächen der festgeklebten Personen schließlich mit speziellem Lösungsmittel von der Fahrbahn – die Personen mussten anschließend von der Fahrbahn weggetragen werden. Es folgten Identitätsfeststellungen und insgesamt mehr als 50 Anzeigen wegen diverser Verwaltungsübertretungen. Verletzt wurde niemand.

Polizei sieht sich gerüstet

Die Polizei war am Dienstag rasch am Ort der Blockaden. Ein größeres Verkehrschaos sei ausgeblieben, sagte Polizeisprecher Markus Lamb. Das sei dem geschuldet, „dass wir mehr oder weniger vorbereitet waren und im Vorfeld dementsprechend mehr Kräfte einberufen haben“.

Die Polizei sei jedenfalls auch für die nächsten Tage gerüstet, sagte Lamb: „Die Polizei ist insofern immer auf derartige Phänomene vorbereitet, weil sie ja nicht neu sind. Es gibt einen derartigen Aktionismus ja schon seit einiger Zeit.“

FPÖ fordert hartes Vorgehen

FPÖ-Landesparteisekretär Stefan Hermann forderte per Aussendung ein hartes Vorgehen. Die Strategie, „die Politik mit gefährlichen Verkehrsblockaden und der damit einhergehenden Bindung polizeilicher Einsatzkräfte unter Druck zu setzen, ist absolut inakzeptabel“, stattdessen müsse „der Rechtsstaat mit ganzer Kraft zurückschlagen“.