„Starship“
APA/AFP/Patrick T. Fallon
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Wissenschaft

„Starship“: Grazer Experte sieht trotz Explosion Erfolg

Das größte jemals gebaute Raketensystem „Starship“ ist am Donnerstag bei seinem ersten Testflug zwar rasch explodiert, trotzdem sei es „ein Erfolg, wie weit man gekommen ist“ – das erklärte Werner Magnes vom Grazer Institut für Weltraumforschung (IWF).

Nach dem Abheben des unbemannten „Starship“ am Donnerstag vom Weltraumbahnhof Starbase in Texas brachen Mitarbeiter des US-Unternehmens in Jubel aus. Der Flug endete jedoch keine vier Minuten später abrupt, als sich die zwei Stufen der Rakete nicht trennten. „Wir haben eine Menge gelernt für den nächsten Teststart in einigen Monaten“, schrieb Elon Musk auf dem Kurznachrichtendienst Twitter – mehr dazu in SpaceX wertet „Starship“-Start als Erfolg (news.ORF.at).

„Die ‚Starship‘-Dimensionen sind wirklich sehr beeindruckend“, so Magnes, der die Forschungsgruppe zu Weltraummagnetometern am IWF der Akademie der Wissenschaften in Graz leitet. Sein Team hat den Start live mitverfolgt. Die Explosion beim Testflug sei laut ihm deshalb nicht so enttäuschend, weil das Projekt sehr „ambitioniert“ sei; dass nun der Zeitplan für die Mond-Ambitionen hält, sei aber fraglich.

Die 120 Meter lange Rakete soll künftig weit über 100 Tonnen Ladung ins All transportieren, dort soll sie dann auch betankt werden können. Mit dem „Starship“ der US-Weltraumfirma SpaceX will man laut NASA-Plänen schon im Jahr 2025 Astronauten auf den Mond bringen; SpaceX hofft sogar, mit dem ausgeklügelten System einmal bis zum Mars zu kommen.

Neue Dimensionen erreicht

Für die Mond-Pläne müssen jedenfalls „enorme Massen“ ins All gebracht werden – dass es möglich ist, damit abzuheben, konnte am Donnerstag immerhin gezeigt werden. Im Vergleich zum erfolgten Lift-off der „Juice“-Mission der ESA vergangene Woche, an der auch die Grazer Forscher beteiligt sind, habe man es hier mit einer anderen Welt zu tun: Die europäische Ariane 5-Rakete hatte 770 Tonnen Startgewicht, das mehr als doppelt so hohe SpaceX-System hob mit 5.000 Tonnen Gewicht ab. „Das sind unglaubliche Ausmaße. Das ist schon eine große Leistung“, so Magnes.

Nach rund drei Minuten war der Flug aber bereits vorbei: Offensichtlich gab es Probleme bei der Abtrennung der 70 Meter hohen ersten Booster-Stufe. Dazu gebe es nun Sensordaten zu den Temperaturen und Geschwindigkeiten in Hülle und Fülle, die die Forscher durchforsten müssen.

Aber schon davor erschien der Flug der Rakete nicht mehr stabil – für den Weltraumforscher ist das ein Indiz, dass man schon vor der geplanten Abtrennung „vom Pfad abgekommen ist“ und man das Vehikel vor der Booster-Absprengung kontrolliert explodieren ließ.

Ein lehrreicher Testflug

Aus dem ersten Test werde man „gewaltig viel lernen“, sagte Magnes. Wann der nächste Flug stattfinden kann, könne bis dato niemand einschätzen: Hat man es mit einem einzigen Problem als Ausgangspunkt zu tun, geht es sicher schneller, als wenn man in der Analyse über einen Designfehler stolpert.

Der Mond wird wohl länger auf sich warten lassen

Das betreffe auch die NASA und ihre bemannten Mond-Ambitionen im Rahmen des „Artemis“-Programms, an dem auch die ESA und damit Europa einen Anteil hat. Menschen zum Mond zu bringen, „wäre ja in naher Zukunft die Hauptaufgabe von ‚Starship‘“, gab Magnes zu bedenken: „Um diese Pläne einzuhalten, hätte wahrscheinlich der Start absolut perfekt funktionieren müssen.“