Bodenversiegelung Sujet
ORF/Tobias Mayr
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UMWELT

Gratwein-Straßengel: Bürger gegen Bodenraub

Im Österreichvergleich gilt die Steiermark als Spitzenreiter in Sachen Flächenversiegelung – so stehen auch in der größten Gemeinde des Bezirks Graz-Umgebung, in Gratwein-Straßengel, viele Zeichen auf Urbanisierung. Eine Bürgerbewegung kämpft dort jetzt gegen die Bodenversiegelung an.

Die derzeit rund 13.000 Einwohner große Gemeinde Gratwein-Straßengel wächst stetig. Geplante Großprojekte regen auf und haben dazu geführt, dass sich in Gratwein-Straßengel eine Bürgerbewegung formiert hat, die dagegen ankämpfen will.

„Smart Village“ geplant

Gemeinden verkaufen oft ihren Boden, um finanziell wettbewerbsfähig zu bleiben. In Gratwein-Straßengel sollen am Dienstag die Weichen gestellt werden, um zwei Ortsteile künftig urban gestalten zu können: Während die Ortsteile Rein, Schirning oder Gschnaidt ihren Dorfcharakter auch künftig bewahren sollen, möchten die verantwortlichen Gemeindepolitiker in Gratwein und Judendorf-Straßengel die Stadt aufs Land holen. Man spricht von einem „Smart Village“, was, blickt man auf die Grazer „Smart City“, bei vielen Menschen im Ort für Unmut sorgt – noch mehr Beton und noch mehr Verkehr fürchten manche Bewohnerinnen und Bewohner in Gratwein-Straßengel.

Bürgerinitiative will Umdenken erreichen

Deshalb präsentiert sich dort Montagabend die unabhängige und überparteiliche Bürgerplattform „Unser Boden, für unsere Zukunft“. Ziel sei, so Sprecherin Madeleine Heinrich, „wirklich Prozesse innerhalb der Gemeinde einfach mitzugestalten, ein Stimmungsbild abzugeben, was die Bevölkerung denn wirklich über die geplanten Vorhaben denkt. Und in weiterer Folge soll natürlich ein Umdenken im Gemeinderat damit erzielt werden, dass die Verantwortlichen erkennen, Boden ist eine begrenzte Ressource, und dass man hier einfach sensibilisiert und ein Umdenken erreicht“.

Böden in der Größe von 16 Fußballfeldern werden in Österreich täglich versiegelt.

Mehr Verkehr befürchtet

Ein Technologiepark, ein Demenzzentrum und ein großes Wohnbauprojekt sollen auf Grünflächen entstehen, die dann in Gratwein-Straßengel verschwinden würden. Die Großgemeinde kämpfe zudem seit Jahren mit einem stetig steigenden Verkehrsproblem, ohne Lösungen zu präsentieren, kritisierte die Bürgerplattform. „2015 hat die Landesregierung 3.400 Fahrzeuge pro Tag auf der Landesstraße L 332 gezählt. Vier Jahre später waren es bereits 8.900. Es ist schon damit zu rechnen, dass es da nicht zu einer Entspannung kommt, sondern ganz im Gegenteil zu neuen Problemstellungen“, so Heinrich. Die Bürgerplattform in Gratwein-Straßengel fürchtet um die Lebensqualität und tritt für den Erhalt von Freiflächen ein.