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Gesundheit

Primärversorgung: Ausbau soll rasch erfolgen

Um bei überlasteten Ambulanzen in Krankenhäusern Abhilfe zu schaffen, sollen in der Steiermark mehr sogenannte Primärversorgungszentren errichtet werden. Der Ausbau lief zuletzt schleppend – ein einheitlicher Vertrag soll Abhilfe schaffen.

Im Moment kommen etwa 70 Prozent der Patientinnen und Patienten ohne Zuweisung eines Arztes in die Krankenhausambulanzen. Viele von ihnen könnten auch bei einem Allgemeinmediziner oder in einem Primärversorgungszentrum passende Hilfe bekommen – mehr dazu in Kampagne: Erst Hausarzt, dann Ambulanz (6.3.2023).

Aber diese Zentren sind bisher rar: 30 sollten es bis 2025 werden – bis jetzt wurde nicht einmal die Hälfte davon errichtet. Das soll sich mit einem einheitlichen Vertrag nun ändern.

„Meilenstein in medizinischer Versorgung“

Mit dem Vertrag für die Primärversorgungszentren (PVE) sei ein „Meilenstein“ erreicht. Bisher gibt es zwölf in der Steiermark (zehn Primärversorgungszentren und zwei Primärversorgungsnetzwerke) – darin untergebracht sind mehrere Allgemeinmediziner und Therapeuten, von Physiotherapie über Diätologen bis hin zu Hebammen.

Mit dem neuen, einheitlichen Vertrag sei eine Win-win-Situation geschaffen, sagte Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP): Ein EDV-System, eine Anmeldung, ausgedehnte Öffnungszeiten, vielfältige Versorgung der Patienten, und „bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat man eine Sicherheit dafür, dass man auf Urlaub gehen kann, wann man auf Urlaub gehen möchte, dass man auch einmal zu Hause bleiben kann, wenn man selbst krank ist oder kranke Familienmitglieder zu versorgen hat, weil jemand anderer ist im Team, der dann auch die Arbeit in dieser Zeit übernehmen kann“.

Bisher zwölf Zentren realisiert

„Diese Zentren wurden zum Teil umgesetzt. Mittlerweile gibt es zwölf, und wir bauen jetzt schrittweise weitere aus“, sagte Vinzenz Harrer, Vorsitzender des ÖGK-Landesstellenausschusses. Diese Primärversorgungszentren sind in Mureck, Graz-Gries, Medius Graz, Joglland, Weiz, Mariazell, Fehring, Admont, Liezen und Gratwein-Straßengel; in Eisenerz und Friedberg hat man ein PVE-ähnliches Modell. Konkret in Planung sind derzeit PVE in Graz-Reininghaus, Graz-Liebenau, Fohnsdorf, Leoben und in der Region Bruck; in Kumberg-Stenzengreith in Graz-Umgebung will man ein erstes PVE-Netzwerk etablieren.

Patienten soll „Arztmarathon“ erspart bleiben

Neben der Entlastung der Ambulanzen erhofft man sich in den Gesundheitszentren auch mehr abschließende Behandlungen – also vom ersten Schmerz bis zur Genesung, so ÖGK-Vorsitzender Josef Harb: „Es gibt natürlich Erkrankungen und Diagnosen, die bedürfen dann eines Facharztes, bedürfen auch einer Spitalsbehandlung – das werden wir in einem Primärversorgungszentrum nicht anbieten können. Aber wir sehen, dass es doch viel Frequenz im Spitalsbereich gibt, die dort nicht hingehört, und da wollen wir mit diesen Zentren einen Beitrag leisten, dass die Menschen in Wohnortnähe und auch
abschließend versorgt werden und nicht in einer ‚Facharzt-Mühle‘ landen und beim dritten Facharzt dann draufkommen, dass sie dann doch ins Spital müssen.“

Keine Konkurrenz für niedergelassene Ärzte

Der neue Vertrag für die Zentren stelle außerdem sicher, dass für bestehende, niedergelassene Arztpraxen kein Nachteil bzw. keine Konkurrenz entsteht, sagte der für die Kassenärzte zuständige Referent in der Ärztekammer, Alexander Moussa: „Es gibt ausnahmslos aufbauend auf dem bestehenden Stellenplan und danach mit einer Einladung und Auswahlverfahren die Möglichkeit, ein PVE zu etablieren. Dieses Zentrum oder das Netzwerk braucht somit niemand zu fürchten, dass es durch Parallelstrukturen zu Verdrängungswettbewerb im medizinischen Bereich kommt.“

Bis 2025, so das ursprüngliche Ziel, sollte es 30 Zentren geben – mehr dazu in Mehr Primärversorgung durch neuen Vertrag (14.1.2023) – ob das Datum hält, sei eher ungewiss. Ziel sei aber, diese Zentren möglichst rasch zu errichten.

Gutes Feedback von bestehenden Zentren

Man hoffe nun, dass Probleme der Vergangenheit beseitigt werden können, sagte Harrer: „Wir versuchen, das flächendeckend über die Steiermark zu machen. Es ist für uns nicht immer ganz leicht planbar, weil wir natürlich darauf angewiesen sind, dass Planstellen frei werden, und wenn welche frei sind, müssen wir dann einfach auch teilweise bestehende Ärztinnen und Ärzte motivieren, in ein Primärversorgungszentrum zu gehen. Das ist doch eine engere Bindung an seine Partner, als man das vielleicht in einer Gruppenpraxis oder auch in einer Einzelplanstelle gewohnt ist“, so Harrer. Das Feedback der bestehenden Zentren ist laut Harrer dennoch gut – sowohl von Ärzte- als auch von Patientenseite.

Für Gemeinden und Ärzteschaft gibt es eine Hotline der Ärztekammer unter der Nummer 0316 8044 144: Sie soll bei Interesse an der Errichtung der Zentren Beratung bieten.