Diskussion um Personalprobleme in steirischen Spitälern
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Gesundheit

Spitals-Personalprobleme heiß diskutiert

Bei durchaus aufgeladener Stimmung im Publikum ist Freitag an der Medizinischen Universität Graz über das steirische Spitalwesen und dessen „Gesundheitszustand“ diskutiert worden. KAGes-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter forderten konkrete und schnelle Lösungen.

Unter dem Titel „Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar“ standen unter anderem Gerhard Stark, Vorstand der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft KAGes, sowie Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) Rede und Antwort. Ausweg aus dem Personalmangel ist aber kaum in Sicht.

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Bis zum letzten Platz gefüllt

Das Interesse an der Podiumsdiskussion mit dem Untertitel „Wie krank ist das steirische Spitalwesen wirklich?“ schien groß: Der Hörsaal 1 der Med Uni war bis zum letzten Platz gefüllt und via Livestream lauschten großteils mehr als 800 weitere Interessierte den Worten der politischen Verantwortlichen und den führenden Managern der Spitäler.

Hellmut Samonigg, Rektor der Med Uni, hatte zur Diskussion geladen und meinte in seinen Einführungsworten, dass man den Menschen die Wahrheit sagen müsse. Er erkenne zwar das Bemühen der Landesregierung, etwa mit dem erst am Vormittag vorgestellten Maßnahmenpaket – mehr dazu in KAGes: Prämien und Boni für mehr Personal, „aber das sind wohl eher Schmerzmittel. Die Ursache, das Grundleiden wird davon nicht substanziell beeinflusst“, kritisierte Samonigg.

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Schautafel
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„Kannibalisieren Bereiche“

Anschließend bekamen leitende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der KAGes den Raum ihre Sorgen und Kritik zu äußern: „Wir hören immer öfter ‚Wir können nicht mehr‘ und wenig später ‚Wir wollen nicht mehr‘“, schilderte etwa Othmar Grabner, ärztlicher Direktor des LKH Südsteiermark, von Gesprächen mit Mitarbeitern. Alexander Rosenkranz, Vorstand der Universitätsklinik für Innere Medizin, und Martina Röthel, Pflegeleiterin der Inneren Medizin, zogen in ihren Impulsworten äußerst besorgte Mienen. „Wir kannibalisieren mittlerweile andere Bereiche des LKH“, sagte Rosenkranz mit eindringlichen Worten und Röthel ergänzte, dass man bei „maximaler Auslastung und Arbeitsdichte“ angelangt sei. Dafür erhielten die beiden Standing Ovations des Publikums, in dem offensichtlich viele KAGes-Mitarbeiter vertreten waren.

Stark: Veränderungen nötig, Schmerzen unumgänglich

Vorstand Stark bekräftigte, dass die demografische Entwicklung absehbar war und diese auch nicht aufhöre: „Es macht natürlich betroffen, aber es ist die Realität, in der wir sind.“ Veränderungen seien nötig, Grenzen werden sich auflösen, das verursache immer Schmerz, sei aber unumgänglich. Angesprochen auf die im Vergleich zu anderen Bundesländern sehr niedrigen Einstiegsgehälter in manchen Berufsgruppen der KAGes gestand Stark ein, dass da etwas gemacht werden müsse. Dennoch: „Wir sind in einer krisenhaften Situation“, so Stark.

Er stärkte Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) den Rücken: „Sie haut sich ins Zeug.“ Die Aussage wurde allerdings von manchen im Publikum belächelt. Die Politikerin machte immerhin eine vorsichtige Zusage, wonach mit dem Jahr 2024 die Gehälter merklich erhöht werden sollen.

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Fragerunde und offene Fragen

Bei der abschließenden Fragerunde im Publikum wollten sich sehr viele mit weiteren Sorgen und konkreten Problemstellungen äußern. So wurde gefragt, wie man den kommenden Sommer und die Urlaubszeit überstehen soll oder wie man den Patientinnen und Patienten vermitteln soll, dass sie noch länger auf Operationen warten müssen. Auf einige der Fragen ließen sich keine Antworten geben, es blieb nach der Diskussion vieles offen, alle wurden aber eingeladen, ihre Anmerkungen auch nach der Diskussion den Verantwortlichen zu übermitteln.