Kind mit Rollstuhl sitzt am Tisch
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Soziales

Inklusion: Teuerung bedroht Existenzen

Für Menschen mit Behinderung wird die Teuerung zunehmend zum Problem. Vor allem für Eltern, die Kinder mit einer Behinderung begleiten, gehe es an die finanzielle Existenz, warnen Trägerorganisationen am „Tag der Inklusion“.

15 Prozent der Menschen in Österreich haben eine Behinderung, davon leben rund 200.000 in der Steiermark. Diese Menschen mit besonderen Bedürfnissen seien doppelt so stark von Armut betroffen, sagte Siegfried Suppan – er leitet die Anwaltschaft für Menschen mit Behinderung im Land Steiermark.

Viele Anfragen wegen finanziellen Schwierigkeiten

Betroffen seien vor allem Eltern, die Kinder mit einer Behinderung begleiten, weil die Mütter nicht Vollzeit arbeiten könnten, so Susanne Maurer-Aldrian, Geschäftsführerin der Lebenshilfen Soziale Dienste in Graz: „Wir bemerken mit den Themen Mieterhöhungen, Teuerungen im Lebensmittelbereich und so weiter, sukzessive ein existenzielles Problem.“

Die Zahl der Menschen mit Behinderung, die Beratung suchen, steigt seit Jahren an. Laut Suppan gibt es jährlich rund 2.500 Anfragen bei der Behindertenanwaltschaft bzw. den insgesamt sieben regionalen Beratungszentren in der Steiermark – viele dieser Anfragen hätten einen finanziellen Hintergrund.

Kritik an Rückschritten im Bildungsbereich

Im Bereich Inklusion – der Gleichstellung von Menschen mit Behinderung – gebe es noch viele Baustellen, sagte Maurer-Aldrian. Sie sieht im Bildungsbereich sogar Rückschritte: „Wir haben in Graz zwei neue Sonderklassen. Eine Sonderschule ist niemals ein Weg in Richtung Inklusion, aber wir müssen Inklusion groß denken. Inklusion betrifft alle Kinder. Nur wenn wir im Kindergarten und in der Schule damit beginnen, haben wir eine gute Chance auf eine inklusive Gesellschaft. Jede Form der Besonderung wird von uns sehr kritisch gesehen.“

Bessere Bezahlung und mehr Personal notwendig

Es gibt laut Maurer-Aldrian auch zu wenig Fachpersonal für die Behindertenbetreuung – vor allem zu Randzeiten wie am Abend oder an den Wochenenden. Eine bessere Bezahlung und mehr Personal seien notwendig: „Wir brauchen QuereinsteigerInnen. Ich sehe auch sehr viele Menschen mit Migrationshintergrund oder mit Asylstatus, die sehr gerne bei uns arbeiten würden.“

Viel Luft nach oben sieht Maurer-Aldrian aber auch beim Thema, Menschen mit Behinderung in die Arbeitswelt zu integrieren: Das Recht auf Arbeit sei ein Menschenrecht, das gelte auch für Menschen mit Behinderung.