Blaulicht Polizeiauto
unsplash/Max Fleischmann
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Chronik

Wieder Femizid in der Steiermark

In einer Wohnung in Hohentauern im Bezirk Murtal ist die Leiche einer Frau gefunden worden – die Polizei geht von Mord aus. Unter dringendem Tatverdacht steht der ehemalige Lebensgefährte, der anschließend wohl in suizidaler Absicht einen schweren Unfall verursachte.

Polizisten der Polizeiinspektion Rottenmann begaben sich am Donnerstag gegen 8.00 Uhr zu einem Verkehrsunfall auf der B113 zwischen Trieben und Rottenmann im Bezirk Liezen: Ein Mann – es handelt sich dabei um den Tatverdächtigen – war in seinem Pkw eingeklemmt.

Der Schwerverletzte war nicht ansprechbar; er wurde von Einsatzkräften der Feuerwehr aus dem Wrack befreit, anschließend vom Rettungshubschrauber in das LKH Graz transportiert und dort in künstlichen Tiefschlaf versetzt. Aufgrund der Spurenlage am Unfallort ging die Polizei von einem Suizidversuch aus.

Unfallwrack
FF St. Lorenzen im Paltental

Die Identität des Mannes war zu dem Zeitpunkt noch unklar; deshalb forschte man die Zulassungsbesitzerin des Unfallwagens aus – die Mutter der Ex-Lebensgefährtin des Mannes. Die Eltern des Opfers begaben sich daraufhin sofort zur Wohnung ihrer Tochter, wo sie diese tot auf einer Couch liegend vorfanden.

„Bedenklicher Todesfall“

Die sofort gerufene Polizei stellte zunächst einen „bedenklichen Todesfall“ fest; die weiteren Ermittlungen durch die Tatortgruppe und eine Gerichtsmedizinerin ergaben dann einen gewaltsamen Tod durch Ersticken.

Aus Opferschutzgründen gibt die Polizei keine näheren Details zu Alter und Tatörtlichkeit weiter.

Laut Polizei dürfte ein Tatzusammenhang zwischen dem Tod der Frau und dem schweren Verkehrsunfall ihres Ex-Lebensgefährten bestehen – das Paar hatte sich kurz zuvor voneinander getrennt. Der Mann konnte noch nicht vernommen werden – er befindet sich auf der Intensivstation des LKH Graz. Die Staatsanwaltschaft Leoben ordnete die Sicherstellung des Unfallwracks und die Fortführung der Ermittlungen zum Tatverdacht des Mordes an.

Österreichweit heuer bereits der zehnte Femizid

Nach der Statistik der Autonomen Frauenhäuser Österreichs handelt es sich bei der Ermordung der Frau um den zehnten mutmaßlichen Femizid des Jahres, der durch (Ex-)Partner, Familienmitglieder oder durch Personen mit Naheverhältnis zum Opfer verübt wurde.

Ausmaß der Gewalt in Österreich „extrem hoch“

Rund 30 Morde und fast doppelt so viele Mordversuche an Frauen werden Jahr für Jahr in Österreich verzeichnet – Österreich gehört damit nach Daten der EU-Statistikbehörde Eurostat zu den Ländern, in denen mehr Frauen als Männer Gewaltverbrechen zum Opfer fallen.

Charakteristisch für den Tatbestand Femizid ist auch, dass die Täter durchaus schon polizeilich erfasst sein können, und sie stehen zu den Frauen, denen sie Gewalt antun, in einem Beziehungs- oder Familienverhältnis.

Hilfe im Krisenfall

Berichte über (mögliche) Suizide können bei Personen, die sich in einer Krise befinden, die Situation verschlimmern. Österreichweit und in den Bundesländern gibt es Anlaufstellen, die Rat und Unterstützung im Krisenfall anbieten.

  • Frauenhelpline: 0800 222555
  • Frauenhäuser: 0316 429900
  • Polizei: 133

Weiters:

  • Telefonseelsorge: Tel. 142 (ohne Vorwahl)
  • Rat auf Draht: Tel. 147 (ohne Vorwahl)
  • Männernotruf: 0800 246 247
  • Männerinfo – Krisenberatung: 0800/400 777

Darüber hinaus gibt es für Menschen in seelischen Ausnahmezuständen Anlaufstellen, die rasch und unkompliziert Hilfe anbieten, sowie zahlreiche Hilfsangebote für von Gewalt betroffene Frauen, aber auch für Männer, die Rat brauchen.