Flüchtlinge in der Wartezone Spielfeld
ORF
ORF
Politik

Migrationsnetzwerk für bessere Flüchtlingsverteilung

In Straß-Spielfeld haben sich in den vergangenen Tagen Vertreter von Grenzstädten und -inseln getroffen, die besonders von Migration betroffen sind oder waren. Das Netzwerk setzt sich auf europäischer Ebene für ein Ende der illegalen Migration ein.

Grenzstädte und -inseln, die besonders von Migration betroffen sind, begannen bereits 2015, sich zu vernetzen. Nun waren Vertreter des Netzwerkes in Straß-Spielfeld zu Gast, um über die Situation in ihren Heimatländern zu berichten.

„Gemeinsame Probleme“

„Es ist wichtig, dass sich die Grenzstädte vernetzen, weil wir vor gemeinsamen Problemen stehen, und Probleme können vielleicht gelöst werden, wenn wir zusammenarbeiten“, sagte Mary Constantoylou, die Vertreterin von Lesbos in Griechenland.

„Sie sind sich ihres Risikos bewusst“

Hotspot der aktuellen Migrationsbewegung ist das zentrale Mittelmeer: Allein heuer brachen von Jänner bis Ende März laut UN-Flüchtlingsorganisation 24.000 Menschen von Tunesien nach Italien auf. Zumindest 12.000 sind auf Lampedusa angekommen.

Gesichert ertranken im Meer 824 Menschen – doch nicht alle werden gefunden: „Die Situation in Sfax ist schwierig – es sind viele Migranten hier, um nach Europa zu kommen. Wir hatten viele Unfälle – vor allem im April sind binnen zehn Tagen über 200 Menschen gestorben“, sagte Mohammed Aydi, der ehemalige Vizebürgermeister der tunesischen Stadt Sfax. Und der Vertreter der italienischen Insel Lampedusa, Vito Fiorini, ergänzte: „Die Menschen zahlen eine Menge Geld, um einen Platz auf den Booten zu ergattern. Sie sind sich dabei völlig bewusst, welches Risiko sie eingehen und dass sie im Meer sterben können.“

Spielfeld: „Großer Unterschied zu Lampedusa“

Die Vertreter des internationalen Netzwerks besuchten die Zeltstadt in Spielfeld, um von der Polizei mehr über das Grenzmanagement zu erfahren: „Wir haben 2015 enorm viel gelernt, wie man einen großen Ansturm von Migranten und Flüchtlingen geordnet übernimmt, abwickelt, registriert und verfahrensmäßig richtig behandelt“, so Reinhold Höflechner, der Bürgermeister von Straß-Spielfeld.

Migrationsnetzwerk fordert bessere Flüchtlingsverteilung

In Straß-Spielfeld haben sich in den vergangenen Tagen Vertreter von Grenzstädten und -inseln getroffen, die besonders von Migration betroffen sind oder waren. Das Netzwerk setzt sich auf europäischer Ebene für ein Ende der illegalen Migration ein.

Und Fiorini meinte im Anschluss der Führung: „Es ist gut organisiert und menschlich. Und es ist ein großer Unterschied zu Lampedusa, wo das örtliche Aufnahmezentrum Platz für 400 Personen bietet und mit bis zu 3000 Migranten völlig überfüllt ist.“

„Friedhöfe auf beiden Seiten des Mittelmeers überfüllt“

Die betroffenen Städte und Inseln fordern vereint ein Ende der illegalen Migration. „Wir haben mittlerweile auf beiden Seiten des Mittelmeeres überfüllte Friedhöfe, sowohl in Sfax als auch in Lampedusa. Wir setzen uns ein für eine solidarische und menschliche Migrationspolitik mit legalen und sicheren Wegen. Die Grenzgemeinden können nicht die ganze Verantwortung Europas wahrnehmen, sondern wir brauchen eine europäische Verteilung“, so Stefan Grasgruber-Kerl von der Menschenrechtsorganisation Südwind.

Über die Zukunft der leerstehenden Zelte beraten aktuell Experten des Innenministeriums – ob sie je wieder in demselben Ausmaß wie 2015 benötigt werden, ist aus heutiger Sicht fraglich.