Es ist sinnvoll zu wissen, wie man sich selbst verteidigt – vor allem auch, wenn man durch eine Behinderung körperlich eingeschränkt ist. Mit dem Selbstbehauptungsprojekt will die Organisation Sicher Leben Graz zeigen, wie das funktionieren kann.
„Wir haben Infoveranstaltungen – zugeschnitten auf die Zielgruppen –, und dann versuchen wir auch, die Infoveranstaltungen für Menschen mit Behinderung etwa in einfacher Sprache vorzutragen. Und beim Selbstbehauptungsworkshop haben wir einen Trainer, der zeigt verschiedene Übungen, die leicht anzuwenden sind“, sagte Marijana Petrusic, die Leiterin des Projekts.
Den nächsten freien Selbstbehauptungsworkshop für Menschen mit Behinderung gibt es in Graz Mitte September – anmelden kann man sich schon jetzt:
Ein Rollstuhl als Waffe
Je nach Art der Behinderung gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, sich selbst zu verteidigen. Ein Rollstuhl zum Beispiel könne im Ernstfall auch Vorteile haben, sagte Selbstverteidigungstrainer Markus Schimpl: „Der Rollstuhl ist eine Waffe. Eine schnelle Drehung oder das Zurückfahren oder Vorwärtsfahren ist für den, der angreift, eine extreme Gefahr, dass die Schienbeine gebrochen werden. Also ein Rollstuhlfahrer ist nicht hilflos.“
Ebenso nicht hilflos sind unter anderem Menschen mit Hörbehinderung: „Gehörlosen fehlt ja ein Sinn, und sie kompensieren ihn mit den anderen Sinnen. Da ist meistens das Gespür sehr wichtig – dann drehen sie sich halt öfter um. Meistens ist das Bauchgefühl auch das, was mir dann in einer Extremsituation hilft, um unbeschadet nach Hause zu kommen.“
Alles auch eine Frage der Körpersprache
Laut Schimpl ist nicht die Behinderung ausschlaggebend, dass man Opfer von einem Übergriff wird: „Die wichtigsten Punkte sind die aufrechte Körperhaltung, Körpersprache und das Bauchgefühl. Ob der jetzt im Rollstuhl sitzt oder nicht, spielt keine Rolle. Wenn ich eine gebückte Körperhaltung habe, bin ich schon ein potenzielles Opfer.“