E-Zigarette
APA/dpa/Friso Gentsch
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GESUNDHEIT

Ärztewarnung vor E-Zigaretten und Kautabak

Anlässlich des Weltnichtrauchertags warnen steirische Lungenfachärzte nicht nur vor dem klassischen Rauchen, sondern auch vor E-Zigaretten, Snus und Kautabak, die immer stärker nachgefragt werden. Dort sei das Suchtpotenzial aber noch höher als bei Zigaretten, so die Mediziner.

In Österreich sterben jährlich etwa 4.000 Menschen an Lungenkrebs, hauptsächlich ausgelöst durch das Rauchen. Die gefährlichste Art, dem Körper Nikotin zuzuführen, ist nach wie vor die herkömmliche Zigarette, weil durch sie sehr viele Substanzen inhaliert werden.

Jeder Zehnte wollte aufhören

In der Steiermark rauchen laut einer Befragung der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) 26,7 Prozent der Bevölkerung konventionelle Zigaretten – davon 19,7 Prozent täglich und 7 Prozent gelegentlich. Jede oder jeder Zehnte hatte in den letzten zwölf Monaten einen ernsthaften Aufhörversuch. 73,3 Prozent der erwachsenen steirischen Bevölkerung sind Nichtraucher oder Nichtraucherinnen.

E-Zigaretten rauchen 7,9 Prozent der Bevölkerung, davon 3,2 Prozent täglich und 4,7 Prozent gelegentlich. Tabakerhitzer rauchen 2,5 Prozent und Nikotinbeutel konsumieren 1,2 Prozent der Bevölkerung – diese neuen Nikotinprodukte werden laut Studien meistens parallel zur konventionellen Zigarette konsumiert.

Ersatzprodukte stark nachgefragt

Damit erzielen die steirischen Trafiken 80 Prozent ihres Umsatzes mit Tabakwaren, wobei die klassische Zigarette Umsatzbringer Nummer eins ist. Doch die Ersatzprodukte machten mit einem Umsatz von mittlerweile bis zu 15 Prozent einen immer größeren Anteil aus, bestätigte Barbara Maria Mannsberger, Landesobfrau der Trafikantinnen und Trafikanten in der Wirtschaftskammer Steiermark: „In erster Linie sind das die Tabakerhitzer. Weiters gibt es eine ganze Reihe anderer alternativer Nikotinprodukte wie Nikotinbeutel oder auch Snus, die werden sehr stark nachgefragt und dann gibt es auch die E-Shishas die sich immer größerer Beliebtheit erfreuen.“

Der Weltnichtrauchertag wurde 1987 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ins Leben gerufen und findet heuer zum 37. Mal statt.

„Nikotin ist ein gefährliches Gift“

Horst Olschewski von der Pneumologie-Abteilung am LKH Graz allerdings warnt: „Wenn man sich das Nikotin auf andere Weise zuführt, durch einen Verdampfer, durch Kautabak, hat man nicht mit diesen vielen krebserregenden Substanzen zu tun – deswegen gehen wir davon aus, dass das Krebsrisiko sehr viel kleiner ist als beim Zigarettenrauchen. Aber das, was bleibt, ist die Zufuhr von Nikotin: Nikotin ist ein gefährliches Gefäßgift und der Herzinfarkt, der Schlaganfall, das Raucherbein, das sind definitiv Folgen vom Nikotin.“ Ein weiterer wesentlicher Punkt: Bei Nikotin handelt es sich um ein Suchtgift, „das ein Suchtpotenzial hat, das dem des Heroins genau entspricht“, so Olschewski.

Suchtgefahr durch Alternativen nicht gemindert

Der Plan von Rauchern, mit Hilfe von E-Zigaretten oder sogenannten Snus – also Nikotinbeuteln – vom Rauchen komplett wegzukommen, gehe so nicht auf, so der Lungenspezialist: „Verdampfer sind nicht dazu geeignet, sich das Rauchen abzugewöhnen. Es ist so, dass die Nikotinabhängigkeit bleibt oder sogar stärker wird. Das Suchtpotenzial kann sogar höher sein, wenn man das Nikotin auf andere Weise zuführt als durch Zigaretten.“

Komme jemand aufgrund einer sehr starken Abhängigkeit gar nicht vom Nikotin weg, sollte er dennoch eher zu E-Zigaretten greifen, weil hier zumindest andere gefährliche Substanzen wegfielen, riet Olschewski. Insgesamt sterben heute deutlich weniger Menschen an Lungenkrebs als noch vor zehn Jahren – das hat damit zu tun, dass vor allem immer mehr Männer mit dem Rauchen aufhören, bei den Frauen ist das Rauchverhalten nicht zurückgegangen.

Das Rauchfrei-Telefon unter der Nummer 0800 / 810 013 hilft bei der Entwöhnung von allen Nikotinprodukten (also auch E-Zigaretten, Snus, Tabakerhitzern und Nikotinbeuteln).

Trafiken für kontrollierten Verkauf

Die Trafiken sind auf den Verkauf der Tabak- und Ersatzprodukte hingegen angewiesen, weil der Verkauf von anderen Produkten wie Zeitschriften komplett weggebrochen ist – deshalb fordern die steirischen Trafikanten, dass auch die neuen Ersatz-Tabakprodukte wie die Nikotinbeutel in das Tabakmonopol aufgenommen werden sollen, so Mannsberger: „Weil das einfach auch die Zukunft der Trafikanten absichert. Aber nicht nur das hat für alle Beteiligten massive Vorteile. Es könnten Steuereinnahmen auch auf diese Produkte erzielt werden. Es kann ein kontrollierter Verkauf über einen bekannten Vertriebskanal stattfinden, weil diese Produkte ja auch nicht ungefährlich sind, aber komplett unkontrolliert in den Verkauf gelangen. Es sind ja nicht nur die Trafiken, die das bis jetzt betreiben.“

In der Steiermark gibt es derzeit mehr als 700 Trafiken, davon 330 Fachgeschäfte, der Rest sind Tabakverkaufsstellen. Von einem Trafikantensterben will die Fachgruppen-Obfrau nicht sprechen, die Schließungen seien an einer Hand ablesbar.