Pflegeheim – Pflegebett – Krankenbett
ORF.at/Christian Öser
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Gesundheit

12.000 neue Pflegekräfte bis 2030 nötig

Eine aktuelle Pflegebedarfsstudie zeigt auf, dass es rund 12.000 neue Pflegekräfte in der Steiermark braucht, um den bis 2030 vorhandenen Bedarf decken zu können. Dafür sorgen sollen zusätzliche Ausbildungsplätze und Erleichterungen für das bestehende Personal.

Stark vereinfacht ist die Kernaussage der Pflegebedarfsstudie, dass aufgrund der demografischen Entwicklung und der vermehrten Teilzeitarbeit deutlich mehr Pflegepersonal als bisher benötigt wird. Mit in die Studie eingeflossen sind Strukturentwicklungen wie etwa eine Zunahme bei der mobilen Pflege. Außerdem wurde auch schon mit personellen Auswirkungen durch das geplante Leitspital Liezen gerechnet.

Mehr als 8.000 Pensionierungen

Laut EPIG Bedarfsprognose für die Pflege- und Sozialbetreuungsberufe in der Steiermark waren 2021 27.227 Personen in der Pflege oder in der Sozialbetreuung tätig. Die Studienautoren gehen konkret von einem Mehrbedarf von rund 4.000 Beschäftigten in den Pflege- und Sozialbetreuungsberufen bis 2030 aus. Rechnet man die rund 8.000 bevorstehenden Pensionierungen hinzu, ergibt sich ein Personalbedarf von rund 12.000 Pflegekräften.

Grafik Pflegekräftemangel
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Mehr als 1.500 Ausbildungsplätze nötig

Um diesen Bedarf bis 2030 decken zu können, braucht es laut Studienautoren jährlich mindestens 1.360 Absolventinnen und Absolventen in den verschiedenen Pflegeberufen – die geschätzte Dropout-Rate mit einkalkuliert, wären dafür 1.565 Ausbildungsplätze notwendig. Aktuell gibt es an den Landesschulen 1.360 Ausbildungsplätze und jährlich rund 1.000 Personen mit einem Abschluss. Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) versicherte, dass die Ausbildungsplätze dafür reichen würden. Problematisch sei allerdings, dass die Ausbildungsplätze auch „mit Leben gefüllt“ werden, denn man müsse vor allem die jungen Menschen noch mehr für diese Berufe motivieren.

Grafik zu Pflegekräftemangel
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Pflegeberuf muss attraktiver werden

Laut Studienautoren müssten bei den personellen Maßnahmen, um bis 2030 tatsächlich das Ziel zu erreichen, vor allem aber auch eine Attraktivierungen der Arbeitsbedingungen etabliert werden – bereits arbeitende Pflegekräfte müssten demnach möglichst gehalten werden und auch jene, die dem Beruf den Rücken gekehrt haben, wieder zurückgewonnen werden. In der Versorgung müsse noch mehr auf die Reduktion fachferner Tätigkeiten geachtet und in noch mehr Digitalisierung investiert werden, heißt es. Strukturell bedürfe es einer Überarbeitung der Versorgungseinheiten, aber auch eines Ausbaus von mobiler Pflege und Kurzzeitpflegeangeboten.

Opposition sieht Studie als „Weckruf“

Die steirische KPÖ sieht die Studienergebnisse als Weckruf für die Landesregierung: „Die beste Werbekampagne für den Pflegeberuf sind endlich bessere Arbeitsbedingungen und höhere Gehälter“, sagte Werner Murgg. FPÖ-Gesundheitssprecher Marco Triller erkennt in der Studie „massiven Handlungsbedarf“ im Pflegebereich: „Die Landesregierung und allen voran Landeshauptmann Christopher Drexler und seine Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß sind aufgefordert, umfassende Lösungskonzepte zur Deckung des enormen Pflegekräftebedarfs vorzulegen. Es braucht endlich attraktive Arbeits- und Rahmenbedingungen im Gesundheits- und Pflegewesen.“

Grünen-Klubchefin Sandra Krautwaschl stieß ins selbe Horn: „Entscheidend wird sein, dass wir die Arbeitsbedingungen verbessern: Das reicht von der Dienstplansicherheit über das Ausüben von Tätigkeiten entsprechend der jeweiligen Ausbildung bis hin zur Unterstützung durch entlastende Hilfsdienste und höhere Gehälter." Auch pflegende Angehörige müssten bestmöglich unterstützt werden. NEOS-Gesundheitssprecher Robert Reif fordert: “Eine deutliche Aufwertung der Pflegeberufe ist nicht nur notwendig, um junge Menschen dafür zu gewinnen, sondern auch, um mögliche Wiedereinsteiger zu überzeugen.“ Er kritisiert zudem, dass die gesamte Studie von der Landesregierung nicht veröffentlicht wird.