Wandern auf der Tauplitz
TVB Ausseerland-Salzkammergut/Tom_Lamm
TVB Ausseerland-Salzkammergut/Tom_Lamm

Salzkammergut wird Kulturhauptstadt

Der Titel „Kulturhauptstadt Europas“ wird seit 1985 an Städte und Regionen in Europa verliehen. Erstmals findet das Projekt 2024 in den steirisch-oberösterreichischen Grenzregionen des Salzkammerguts statt. Das Motto? „Kultur ist das neue Salz“.

Mit der Entscheidung für das Salzkammergut sind auch die steirischen Salzkammergut-Gemeinden Altaussee, Bad Aussee, Grundlsee und Bad Mitterndorf mit dabei, und rund 35 Projekte, die im Laufe des kommenden Jahres zu erleben sein werden, finden im steirischen Teil des Salzkammergutes bzw. mit steirischer Beteiligung statt.

„Kultur ist das neue Salz“

Mit dem oberösterreichischen Bad Ischl im Zentrum der insgesamt 23 Gemeinden wurden bereits 180 Projekte der Kulturhauptstadt Europas 2024 fixiert: „Wir sind der kleine, aber hoffentlich feine Teil der Europäischen Kulturhauptstadt“, so der steirische Landeshauptmann und Kulturlandesrat Christopher Drexler (ÖVP).

Die Region Salzkammergut wird im nächsten Jahr „Kulturhauptstadt Europas“. Mit Bad Aussee, Grundlsee, Altaussee und Bad Mitterndorf sind auch vier steirische Gemeinden dabei. Nach einem Intendanten-Wechsel und Kritik am Konzept im Vorfeld, ist in Graz das Programm präsentiert worden.

Geschichte und Gegenwart, Perspektiven und Visionen und das Verhältnis zu Europa stehen im Mittelpunkt des einjährigen Programms, das sich das Motto „Kultur ist das neue Salz“ gesetzt hat. Es gehe „nicht nur um Unterhaltung und Vergnügen, sondern auch darum, kritische Diskussionen anzustoßen und einen Raum für Reflexion und Austausch zu schaffen“, so die künstlerische Leiterin Elisabeth Schweeger.

Aus ihrer Sicht dienen Kulturhauptstädte dazu, „einen Dialog herzustellen zwischen dem Eigenen und dem Anderen“, denn „unterschiedliche Kulturen – das ist der Reichtum Europas. Wir müssen uns fragen, wie wir mit dieser Ressource umgehen“, wie Schweeger betonte.

ABD0078_20230601 – GRAZ – …STERREICH: Intendantin Elisabeth Schweeger im Rahmen einer PK Salzkammergut 2024 „Auf dem Weg zur Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024 – Projekte-Update“ in Graz. – FOTO: APA/ANNEMARIE HAPPE
APA/ANNEMARIE HAPPE
„Macht und Tradition“ und „Kultur im Fluss“ sind zwei der insgesamt vier Programmlinien. Sie wurden am Donnerstag in Graz von der künstlerischen Leiterin Elisabeth Schweeger sowie Mitwirkenden vorgestellt. Insgesamt wurden bereits 180 Projekte fixiert.

Die Programmlinie „Macht und Tradition“ wird sich um Erinnerungskultur, Salzabbau, Monarchie, Protestantismus, Widerstand, Sommerfrische, jüdisches Leben, Nationalsozialismus, Museen und Brauchtum drehen. Die zentrale Ausstellung im ehemaligen Sudhaus in Bad Ischl, „salz\wasser\holz&kunst“, wird sich mit diesen für die gesamte Region wichtigen Rohstoffen in Objekten, Film- und Fotoarbeiten sowie Installationen beschäftigen.

TiB baut fiktive Radiostation auf

„Die unerhörten Dinge“ vom Grazer Theater im Bahnhof (TiB) werden sich etwa mit geraubten Kunst- und Alltagsgegenständen aus ehemals jüdischem Besitz aus der Region auseinandersetzen: In dieser Theaterarbeit wird auf den Wochenmärkten in Bad Aussee, Altaussee und eventuell auch in anderen Orten eine fiktive Radiostation aufgebaut, die scheinbar eine Live-Sendung ausstrahlt, die regionale Überlieferungen zu NS-Raub und Restitution zum Thema hat.

Bad Ischl ist auch geprägt von seiner imperialen Vergangenheit: „k(ritisch) u(nd) k(ontrovers)“ ist als differenzierte Auseinandersetzung mit der Habsburgermonarchie und ihren Konsequenzen konzipiert. Unter dem Titel „Hotel Austria“ wird im neu gestalteten Stadtmuseum von Bad Ischl ab Mai 2024 in einem großen Bogen die Stadtgeschichte erzählt.

Erwanderbare Kultur

Das Kulturhauptstadtjahr will die historische Erinnerung auch erwanderbar machen, das „Europäische Theaterfestival, digital und analog, im Ischler Theater“ hält mit internationalen und regionalen Produktionen weitere Zugänge zur Vergangenheit bereit und lässt die Theaterkultur der Region wieder aufleben.

Kulturhauptstadt Europas

Offiziell eröffnet wird das Ganzjahresfestival am 20. Jänner 2024.

In Graz wird bereits im Jänner 2024 eine Ausstellung über den volkskundlich interessierten Großindustriellen Konrad Mautner (1880–1924) zu sehen sein, der größtenteils in Gößl am Grundlsee lebte und eingehend die volkskundlichen Zeugnisse des Salzkammerguts dokumentiert hat.

Bahnhöfe als Ausstellungslocations

Handwerkskunst, Bildende Kunst, Musik, Theater, Jugendkultur – die Ermöglichung kultureller Vielfalt und die Frage, wie man im ländlichen Raum für Gemeinschaft und Empowerment für queere Menschen sorgen kann, sind Schwerpunkte der Programmschiene „Kultur im Fluss“: Ein Residency-Programm bringt junge Künstlerinnen und Künstler ins Salzkammergut, sie sollen einen „Blick von außen“ mitbringen. Als Ausstellungslocations wird das Sudhaus in Bad Ischl ebenso zum Ort aktueller Kunst wie die nicht mehr genutzten Bahnhöfe entlang der ÖBB-Regionalstrecke.

Das Musikprogramm spannt den Bogen von Anton Bruckner über Gustav Mahler und Arnold Schönberg bis in die Gegenwart, die Attwenger geigen am Dachstein auf und mit den Bad Goiserer Musiktagen entsteht ein neues Musikformat.

Festival und Jugendprogramm

Das neue New Salt Festival will alternative und elektronische Musik und zeitgenössische Medienkunst ins Salzkammergut bringen, und das selbstverwaltete Jugendprogramm „Next Generation You!“ ermuntert Jugendliche zu 100 künstlerischen Interventionen und Projekten „von Jugendlichen für Jugendliche“. Tom Neuwirth alias Conchita ist ein wichtiger Botschafter für ein Leben jenseits traditioneller Geschlechterrollen und wird sich im Projekt „Salzkammerqueer“ dafür einsetzen, dass Vielfalt das neue Salz der Region wird.