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APA/Georg Hochmuth
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POLITIK

SPÖ-Wahlchaos: Lang spricht von „Tiefpunkt“

Das Ergebnis der insgesamt dritten Auszählung zur Wahl des neuen SPÖ-Vorsitzenden hat Andreas Babler bestätigt. Auf das Wahlchaos angesprochen sprach der steirische SPÖ-Chef Anton Lang von einem „Tiefpunkt“ in seiner politischen Karriere.

Die Wahlkommission der SPÖ zählte am Dienstag die abgegebenen Stimmen der Vorsitzwahl des außerordentlichen Bundesparteitags erneut aus und das Ergebnis änderte sich nicht mehr: Demnach wurden 602 Stimmen abgegeben. 317 (52,66 Prozent) entfielen auf Andreas Babler, 280 (46,51 Stimmen) auf Hans Peter Doskozil, fünf Stimmen waren ungültig – mehr dazu in Bestätigt: Babler ist neuer SPÖ-Chef (news.ORF.at).

Babler nahm Wahl an

Babler sagte dann nach der neuerlichen Kontrolle des Wahlergebnisses, dass er das Ergebnis annimmt. Er nannte es eine seiner ersten Aufgaben, dass sich Fehler wie bei diesem Parteitag nicht mehr wiederholen könnten. Er entschuldigte sich erneut bei allen für den geschehenen Fehler. Insbesondere bedankte er sich für die konstruktive Reaktion seines Kontrahenten, Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil – mehr dazu in Babler nimmt Wahl zum SPÖ-Chef an (news.ORF.at).

Pressekonferenz von Andreas Babler

Der SPÖ-Parteivorsitzende Andreas Babler hat am Dienstag nach der neuerlichen Kontrolle des Wahlergebnisses gesagt, dass er die Wahl zum 13. SPÖ-Chef annimmt. Er nannte es eine seiner ersten Aufgaben, dass sich Fehler wie an diesem Parteitag nicht mehr wiederholen könnten, und entschuldigte sich erneut bei allen für den geschehenen Fehler. Insbesondere bedankte er sich für die konstruktive Reaktion seines Kontrahenten, Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil.

„Geschlossenheit zeigen“

Schon Dienstagvormittag nahm der steirische SPÖ-Landesparteivorsitzende Anton Lang zu den Ereignissen in seiner Partei Stellung: „Mir haben schon die Vorgänge in den letzten Wochen, wie man da in der Sozialdemokratie miteinander umgegangen ist, nicht gefallen, und jetzt ist dieser peinliche Fehler bei der Auszählung am Samstag aufgetreten – das wirft ein denkbar schlechtes Licht auf die österreichische Sozialdemokratie.“

Besonders leid tue es ihm für die unzähligen ehrenamtlichen Funktionärinnen und Funktionäre: „Ich verstehe auch die Enttäuschung zahlreicher Mitglieder, denn egal welchen Kandidaten man unterstützt hat – diese Vorgänge schaden uns massiv.“

Er spricht sich gegen die Wiederholung des Parteitages aus und begrüßt die neuerliche Auszählung. Nachdem sich Lang nach der Mitgliederbefragung klar für die Wahl Doskozils und ein bindendes Mitgliedervotum ausgesprochen hatte, werde die steirische SPÖ Babler nun jedenfalls tatkräftig unterstützen.

„Babler mit all unserer Kraft unterstützen“

„Es gilt jetzt, in der Partei Zusammenhalt und Geschlossenheit zu zeigen, und wir müssen uns auf das Wesentliche konzentrieren, nämlich den Menschen zu helfen, die Teuerung zu überstehen; und die Sozialdemokratie muss wieder Wahlen gewinnen, damit wir in der Regierung sind und mitgestalten können in dieser Republik. Diese Verantwortung hat jetzt als neuer Vorsitzender Andreas Babler. Ich und die steirische Landesorganisation werden ihn selbstverständlich mit all unserer Kraft unterstützen.“

„Reife an den Tag legen“

Der Leobener Bürgermeister Kurt Wallner – ein Unterstützer von Hans Peter Doskozil – sagte, er sei „sehr aufgewühlt und sehr enttäuscht“. Er könne sich nicht erklären, wie 600 Stimmen nicht korrekt ausgezählt werden konnten, rief aber zur Einigkeit auf: „Es ist zu erwarten, dass wir Reife an den Tag legen, dass wir diese Emotionen auch verdauen, und dass wir uns konstruktiv in einen solchen Prozess, sollte es eine solchen geben, einbringen werden“, so Wallner.

Jetzt sei es die Aufgabe von Andreas Babler, auf jene zuzugehen, die Doskozil gewählt haben. Wichtig sei, dass nun alle hinter diesem Beschluss, also hinter Andreas Babler, stehen.

Leere und Irritation

Die Landtagsabgeordnete Cornelia Schweiner hat von Anfang an Andreas Babler unterstützt. Dass er doch noch SPÖ-Chef wurde, darüber kann sie sich aber nicht so recht freuen: „Ich empfinde für meine Partei eine große Leere, eine Irritation und ein Stück weit eine große Scham vor den Bürgerinnen und Bürgern, was hier passiert ist“, so Schweiner. Vielleicht sei es der hohe Druck, am Parteitag rasch ein Auszählungsergebnis zu liefern, gewesen, versuchte Schweiner Ursachenforschung zu betreiben.

„Hat mir fast die Füße weggezogen“

Mit dem Weizer Bürgermeister Erwin Eggenreich zeigte sich ein weiterer Vertreter des Babler-Lagers entsetzt: „Ich bin bedrückt und erschrocken, es hat mir fast die Füße weggezogen. Was passiert ist, ist eine Blamage und ein Super-GAU.“

„Mammutaufgabe“

Er habe keine Ahnung, wie das dem Wähler zu erklären sei, sagte der Knittelfelder Bürgermeister und Doskozil-Unterstützer Harald Bergmann: „Die Mammutaufgabe, die Andreas Babler vorher schon gehabt hat, mit der Zusammenführung der Partei, ist noch größer geworden. Man kann nur hoffen, dass wir das Vertrauen der Wähler zurückgewinnen.“

Grubesa bleibt Landtagsabgeordnete

Die zurückgetretene Leiterin der Wahlkommission, Michaela Grubesa – mehr dazu in SPÖ-Wahlleiterin Grubesa geht (news.ORF.at) – bleibt aber Landtagsabgeordnete: „Michael Grubesa leistet als sozialdemokratische Abgeordnete im Landtag Steiermark gute und verantwortungsvolle Arbeit. Es sind Fehler in der Wahlkommission passiert, für die sie auch Verantwortung übernommen hat“, so SPÖ-Klubobmann Hannes Schwarz.